Gesundheitkompakt Berlin – In Höhen über 2500 Metern wird der Sauerstoffgehalt der Luft allmählich geringer. Dies führt zu einem geringeren Sauerstoffanteil im Blut, auf den Menschen jedoch sehr unterschiedlich reagieren: Manche können sich schnell an den Sauerstoffmangel anpassen, andere entwickeln leichte oder sogar schwere Symptome einer Höhenkrankheit. „Dies können Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Irritierbarkeit sein“, erläutert Rosa Maria Bruno vom National Council of Research in Pisa (Italien)?, die Erstautorin der Studie. „Diese Symptome treten bei ungefähr 30 Prozent der Menschen auf. Ein bis zwei Prozent entwickeln sogar die schweren, lebensbedrohlichen Symptome eines Lungen- oder Gehirnödems.“
Bisher gibt es keine Tests, die das Risiko für Höhenkrankheit vorhersagen könnten. Bruno und ihr Team vermuteten, dass eine Fehlanpassung des Herz-Kreislauf-Systems an den Sauerstoffmangel die Symptome auslösen könnte. Daher erfassten sie die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems bei 34 gesunden Freiwilligen mit einer auf Ultraschall basierenden Technik. Die Messungen fanden einmal auf Meeresniveau und einmal nach einer Gondelfahrt (passiver Aufstieg) auf den Gipfel der Aiguille de Midi in 3842 Metern Höhe statt. Ungefähr ein Drittel der Teilnehmer hatten zuvor schon einmal Symptome eines Lungen- oder Gehirnödems erlebt.
Nach 24 Stunden auf 3842 Metern Höhe entwickelten 13 der 34 Probanden mittelschwere bis schwere Symptome einer Höhenkrankheit. Ihre Herz-Kreislauf-Funktion auf Meereshöhe unterschied sich dabei nicht von der der übrigen Teilnehmer. Allerdings zeigten sich bei ihnen bereits vier Stunden nach dem Aufstieg deutliche Auffälligkeiten: Ihre Sauerstoffsättigung im Blut war signifikant geringer als bei Probanden, die keine Symptome der Höhenkrankheit entwickelten. Zudem nahm ihr systolischer Blutdruck im rechten Herzventrikel (abgekürzt: TAPSE) signifikant ab. Dagegen war in beiden Gruppen ein vergleichbarer Anstieg des Blutdrucks in den Lungenarterien zu beobachten.
Wer sich als anfällig herausstellt, kann mit gezielten Maßnahmen vorbeugen
„Keiner der Messwerte reichte für sich alleine aus, um eine akute Höhenkrankheit vorherzusagen“, berichtet Bruno. „Aber wenn wir die beiden Messwerte kombiniert haben, konnten wir mit hoher Genauigkeit vorhersagen, wer Symptome entwickelt und wer nicht.“ Genauer gesagt deuteten eine Sauerstoffsättigung von unter 87 Prozent und ein TAPSE-Wert von unter 28 Millimetern darauf hin, dass jemand am nächsten Tag an Symptomen der Höhenkrankheit leiden würde.
Der Vorteil an dem neuen Testverfahren sei, dass es schnell, einfach und kostengünstig durchzuführen sei, so die Forscherin. Allerdings müssten sich die Betroffenen vier Stunden lang in großer Höhe aufhalten.
„Wenn sich die Ergebnisse durch größer angelegte Studien bestätigen lassen, könnte man mit dem neuen Test gefährdete Menschen gezielt identifizieren und ihnen geeignete Gegenmaßnahmen vorschlagen“, sagt Bruno. So sollten die Betroffenen langsamer in große Höhen aufsteigen, bestimmte Medikamente nehmen oder große Höhen ganz vermeiden. (gk/ca)