Wenn zur Herzerkrankung die Depression kommt

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  • Artikel: 24.04.2015

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Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten, die im Krankenhaus behandelt werden, haben deutlich häufiger depressive Erkrankungen als die Allgemeinbevölkerung. Darüber hinaus sind viele von ihnen trotz mittelschwerer bis schwerer Depression nicht in Behandlung. Das zeigt eine groß angelegte Untersuchung an zwei kardiologischen Universitätskliniken.

An der so genannten CDCare-Studie nahmen insgesamt 1266 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen teil, die zum Untersuchungszeitpunkt im Krankenhaus in Behandlung waren. Die Studie wurde von Nina Rieckmann und ihrem Team von der Berlin School of Public Health an der Charité durchgeführt. Ihre Ergebnisse präsentierten die Forscher am 8. April auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

Die Auswertung ergab, dass 23 Prozent der Patienten ein positives Depressions-Screening aufwiesen. Bei 22,1 Prozent der Frauen und 15,5 Prozent der Männer war innerhalb der letzten zwölf Wochen eine Depression aufgetreten (so genannte „12-Wochen-Prävalenz“). In der Allgemeinbevölkerung ist dies dagegen nur bei 10,6 Prozent der Frauen und 4,8 Prozent der Männer der Fall. Bezogen auf die vorangegangenen vier Wochen (so genannte „4-Wochen-Prävalenz“) waren 17,6 Prozent der weiblichen und 10,7 Prozent der männlichen Patienten von einer Depression betroffen.

Depression verschlechtert Krankheitsverlauf bei Herzerkrankungen

Aus internationalen Studien ist bekannt, dass bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung häufig auch Depressionen auftreten. Diese gehen mit einer schlechteren medizinischen Prognose einher, verringern die Therapietreue der Patienten und erhöhen die Krankheitskosten. „Einige kardiologische Fachgesellschaften diskutieren daher die Einführung eines systematischen Depressions-Screenings bei Herzpatienten“, erläutert Rieckmann. „Verlässliche Daten zur Häufigkeit depressiver Störungen und zur Versorgungslage depressiver Herz-Kreislauf-Patienten in realen klinischen Settings sind eine Voraussetzung zur Abschätzung des Behandlungsbedarfs.“

So waren von den Studienteilnehmern, die aktuell an einer mittelschweren bis schweren depressiven Episode litten, nur 29 Prozent aktuell auch in Behandlung. Insgesamt befanden sich 5,1 Prozent der Probanden nach eigenen Angaben aktuell wegen einer Depression in Behandlung. 2,6 Prozent hatten in den letzten 12 Monaten eine Behandlung gegen Depression abgeschlossen.

Die CDCare-Studie untersuchte Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten, die zwischen Juni 2012 und August 2014 an zwei universitären kardiologischen Kliniken in Behandlung waren. Keiner der Teilnehmer litt unter kognitiven Beeinträchtigungen. Bei der Erstuntersuchung wurden ein Depressions-Screening, das so genannte Patient Health Questionnaire (PHQ) und ein klinisches Interview zur Erfassung depressiver Störungen, das so genannte Composite International Diagnostic Interview durchgeführt. Weitere Erhebungen wurden nach einem, sechs und zwölf Monaten mithilfe von Fragebögen durchgeführt.

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