Weniger Komplikationen durch Einleitung der Geburt?

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  • Artikel: 20.08.2018

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Die Geburt in der 39. Schwangerschaftswoche mithilfe hormoneller Substanzen einzuleiten könnte zu weniger Kaiserschnitten und weniger medizinischen Komplikationen führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte Studie von Gynäkologen aus den USA. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher jetzt im „New England Journal of Medicine“ (9. August 2018).

Viele Jahre gingen Frauenärzte und Geburtshelfer davon aus, dass eine künstliche Einleitung der Geburt das Risiko für einen Kaiserschnitt erhöht – obwohl es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege dafür gab. Die neue Studie zeigt nun, dass dies nicht der Fall ist. Die Ergebnisse könnten Frauen bei der Geburt mehr Freiheiten ermöglichen: So könnten sie selbst entscheiden, ob sie die Geburt in der 39. Schwangerschaftswoche einleiten möchten oder warten möchten, bis die Wehen von selbst einsetzen.

Die Wissenschaftler um William Grobman von der Northwestern University Feinberg School of Medicine bezogen in ihre Studie mehr als 6.100 erstgebärende Frauen aus 41 verschiedenen Orten in den USA ein. Die Frauen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Hälfte wartete, bis die Wehen von alleine begannen (Kontrollgruppe), bei der anderen Hälfte wurde die Geburt in der 39. Woche künstlich eingeleitet. Die Wissenschaftler entschieden sich für diesen Zeitpunkt, weil die Babies dann bereits voll entwickelt sind und das Risiko für Komplikationen beim Neugeborenen gering ist.

Weniger Komplikationen bei der Mutter und beim Baby

Grobman und sein Team stellten fest, dass bei einer Einleitung der Geburt seltener Kaiserschnitte durchgeführt werden mussten (19 Prozent im Vergleich zu 22 Prozent in der Kontrollgruppe), seltener Schwangerschaftsvergiftungen und Schwangerschaftsbluthochdruck auftraten (9 Prozent im Vergleich zu 14 Prozent) und die Neugeborenen seltener Unterstützung beim Atmen brauchten (3 Prozent im Vergleich zu 4 Prozent). Weiterhin berichteten Frauen nach einer Einleitung über weniger Schmerzen bei der Geburt und gaben an, beim Geburtsvorgang mehr Kontrolle empfunden zu haben als Frauen, bei denen die Wehen von selbst begonnen hatten. Auch eine kleinere Studien aus Großbritannien hat vor Kurzem gezeigt, dass eine künstliche Einleitung der Geburt die Zahl der Kaiserschnitte nicht erhöht.

In den USA und auch in Deutschland kommen etwa ein Drittel der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt. Im Vergleich zu einer natürlichen Geburt besteht bei diesem Eingriff ein erhöhtes Risiko für Infektionen, eine operative Entfernung der Gebärmutter und Verwachsungen der Plazenta bei zukünftigen Schwangerschaften. Zudem ist das Risiko für Atemprobleme beim Neugeborenen erhöht.

Die neuen Daten legen nahe, dass bei gesunden, erstgebärenden Frauen durch eine Geburtseinleitung ein Kaiserschnitt pro 28 Geburten vermieden werden kann. „Die neuen Erkenntnisse geben Frauen mehr Autonomie und die Möglichkeit, bei Schwangerschaft und Geburt informierte Entscheidungen zu treffen, die ihren Wünschen und Vorstellungen besser entsprechen“, sagt Grobman. „Eine Geburtseinleitung in der 39. Woche sollte zwar nicht zur Routine für alle Frauen werden – aber es ist wichtig, dass werdene Mütter mit ihrem Frauenarzt sprechen und selbst entscheiden, ob und wann sie eine Geburtseinleitung möchten.“

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