Testosteron hilft, Nervenfasern zu reparieren

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  • Artikel: 27.01.2017

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Das männliche Hormon Testosteron kann möglicherweise dazu beitragen, Nervenzellen zu reparieren. Es trägt zur Regeneration des Myelins bei – einer Substanz, die die Nervenfasern umhüllt und zu einer schnellen Informationsübertragung zwischen Gehirn und Rückenmark sowie dem übrigen Körper beiträgt. Das haben Untersuchungen eines Forscherteams vom französischen Forschungsinstitut „Inserm“ ergeben. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler um Elisabeth Traiffort jetzt in der angesehenen Fachzeitschrift „PNAS“.

Wird das Myelin durch eine Erkrankung geschädigt oder zerstört, wird die Informationsübertragung der Nervenzellen gehemmt. Dies ist zum Beispiel bei der multiplen Sklerose der Fall, einer chronisch-entzündlichen Erkrankung, die die Myelinschicht um die Nervenzellen angreift. Diese Zerstörung löst wiederum Reparaturmechanismen aus, die zur Wiederherstellung der Myelinscheide um die Nervenfasern beitragen, was dann zu einem Rückgang der Krankheitssymptome führt. Allerdings verläuft dieser Regenerationsprozess unbeständig – und bisher ist unbekannt, warum.

Die Wissenschaftler von der Abteilung „Kleine Moleküle für die Neuroprotektion, Neuroregeneration und Remyelinisierung” des Inserm konnten in ihren Forschungsarbeiten an Mäusen nun zeigen, dass das männliche Hormon Testosteron und die zugehörigen Rezeptoren eine wichtige Rolle beim Regenerationsprozess der Nervenfasern spielen.

Ergebnisse könnten Unterschiede zwischen Männern und Frauen erklären

So fördert das Testosteron die Neubildung von Myelin durch bestimmte Zellen – die so genannten Oligodendrozyten. Dies macht sich auch dadurch bemerkbar, dass der spontane Reparaturprozess im Mausmodell gestört war, wenn die Tiere keine Hoden besaßen, die normalerweise das Testosteron produzieren. Auch ohne die entsprechenden Rezeptoren – die so genannten Androgenrezeptoren – war der Reparaturprozess beeinträchtigt. „Testosteron fördert die Produktion des Myelins mithilfe von Zellen, die Myelin im Nervensystem herstellen“, erläutert Traiffort, die Direktorin des Bereichs Forschung am „Inserm“. „Das hat zum Ziel, die Nervenfasern zu reparieren und so den Geschwindigkeitsgewinn bei der Informationsübermittlung der Nervenzellen wiederherzustellen.“ Darüber hinaus beobachteten die Forscher, dass auch die Reifung des Myelins, die von den so genannten Astrozyten kontrolliert wird, in diesen Fällen beeinträchtigt war.

Die neu entdeckte Rolle des Testosterons bei der Reparatur der Myelinscheiden könnte eine Erklärung dafür sein, warum Erkrankungen wie die multiple Sklerose bei Männern und Frauen unterschiedlich verlaufen. Die Ergebnisse könnten für die weitere Forschung zu Alterungsprozessen des Gehirns und zu psychiatrischen Erkrankungen von Nutzen sein. Darüber hinaus könnten sie dazu beitragen, neue Therapieansätze zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems zu entwickeln.

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