Gesundheitkompakt Berlin –Das Forscherteam um Reiko Nishihara, Shuji Ogino und Andrew Chan von der Harvard Medical School in den USA analysierte die Daten von fast 90.000 Teilnehmern zweier großer Gesundheitsstudien. Dabei zeigte sich, dass Probanden, die eine Darmspiegelung oder eine so genannte Sigmoidoskopie erhalten hatten, deutlich seltener bösartige Tumoren im Enddarm und im unteren Teil des Dickdarms hatten als die übrigen Studienteilnehmer. Die Tumorrate im oberen Teil des Dickdarms war dagegen nur bei einer Darmspiegelung deutlich verringert.
Bei einer Sigmoidoskopie – oder „kleinen Darmspiegelung“ – werden nur der Enddarm und der untere Teil des Dickdarms mit einer beweglichen Sonde untersucht, bei einer Darmspiegelung oder Koloskopie dagegen der Enddarm und der gesamte Dickdarm. Mit beiden Methoden lassen sich Polypen in der Darmschleimhaut – Geschwulste, die sich zu Krebs entwickeln können – erkennen und zugleich entfernen. Während die Koloskopie in der Regel mit einem Beruhigungsmittel oder in Kurznarkose durchgeführt wird, ist dies bei der Sigmoidoskopie meist nicht notwendig.
Regelmäßige Darmspiegelungen halbieren die Darmkrebs-Häufigkeit
Von den 88.902 Probanden, deren Daten ausgewertet wurden, erkrankten in einem Zeitraum von 22 Jahren 1815 an Darmkrebs. Wer sich Darmspiegelungen unterzogen hatte, litt allerdings nur halb so oft Darmkrebs wie die übrigen Teilnehmer. Zudem war die Sterblichkeit durch Darmkrebs deutlich geringer, wenn eine der beiden Vorsorge-Methoden in Anspruch genommen wurde.
Darüber hinaus gibt die aktuelle Studie auch Aufschluss, wie häufig man an einer Darmspiegelung teilnehmen sollte. So waren die Darmkrebsrate bei Probanden, die weder Krebszellen noch Vorformen von Darmkrebs aufwiesen, bis zu zehn Jahre nach der Koloskopie deutlich reduziert. Das bedeutet, dass die bisherige ärztliche Empfehlung sinn voll ist – nämlich, ab dem 50. Lebensjahr alle zehn Jahre eine Darmspiegelung machen zu lassen.
Wer ein erhöhtes Darmkrebsrisiko hat, sollte sich allerdings öfters untersuchen lassen. So ergab die aktuelle Studie, dass das Darmkrebsrisiko bei Probanden, bei denen Krebsvorformen (so genannte Adenome) gefunden wurden, nur bis zu fünf Jahre lang reduziert war.
Auch die Sigmoidoskopie könne die Häufigkeit von Darmkrebs und die Sterblichkeitsrate senken, so die Autoren. Sie eigne sich jedoch nur, um Krebserkrankungen im unteren Dickdarm und im Enddarm vorzubeugen – nicht jedoch im oberen Dickdarm.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Koloskopie eine effektive Methode ist, um Darmkrebs vorzubeugen“, fasst Ogino zusammen. Deshalb sei es sinnvoll, ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen. gk/ca
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