In ihrer Studie behandelten die Wissenschaftler um Elisabeth Schramm vom Universitätsklinikum Freiburg 268 Patienten mit einer früh begonnenen chronischen Depression an insgesamt acht universitären Zentren in Deutschland. Die Patienten erhielten per Zufall entweder eine unterstützende Psychotherapie oder eine so genannte „Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy“ (CBASP), die in den letzten Jahren von James McCullough in den USA entwickelt wurde. In dieser Therapie gehen die Therapeuten intensiv auf belastende Erfahrungen in zwischenmenschlichen Beziehungen ein über die viele depressive Patienten berichten.
„Die Patienten lernen während der Therapie, den Zusammenhang der aktuellen Probleme mit früheren verletzenden Erfahrungen zu erkennen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen im Alltag erfolgreicher zu gestalten“, erklärt Martin Härter von der Universitätsklinik Hamburg, einer der Autoren der Studie. Die ambulante Einzeltherapie dauerte insgesamt ein Jahr und umfasste 32 Sitzungen. Es wurde keine begleitende antidepressive Medikation eingesetzt.
Die Wissenschaftler beobachteten, dass chronische Depressionen mit einer CBASP erfolgreicher behandelt werden können als mit einer unterstützenden Psychotherapie. Zwar führen beide Behandlungen zu einer deutlichen Besserung für die Patienten: Bei beiden Therapien verminderten sich die depressiven Symptome, während sich gleichzeitig die allgemeine Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit verbesserten.
Bei spezifischer Psychotherapie mehr Patienten symptomfrei
Auf die spezifische Therapie sprachen jedoch zu Behandlungsende mehr Patienten an: Die Response-Rate lag hier bei 53 Prozent, bei der unterstützenden Therapie jedoch nur bei 41 Prozent. Auch eine vollständige Besserung der depressiven Symptome wurde bei einer CBASP häufiger erreicht, nämlich bei 37 Prozent der Patienten – im Vergleich zu 26 Prozent der Patienten bei einer unterstützenden Therapie. Das sei angesichts der Schwere und Hartnäckigkeit chronischer Depressionen ein beachtlicher Erfolg, so die Einschätzung der Wissenschaftler.
Denn chronische Depressionen gelten insgesamt als schwer behandelbar: Die Mehrzahl der Patienten spricht auch auf mehrfache psychotherapeutische und medikamentöse Therapieversuche nicht an. „Daher führen chronische Depressionen zu einer erheblichen Krankheitslast, welche vor allem durch eine lang anhaltende Einschränkung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität gekennzeichnet ist“, erklärt Schramm.
„Das wichtigste Ergebnis dieser Studie ist aus unserer Sicht, dass auch schwer behandelbaren chronisch depressiven Patienten mit einer alleinigen störungsspezifischen Psychotherapie geholfen werden kann, wenn diese Psychotherapie über einen längeren Zeitraum angeboten wird“, erläutert die Wissenschaftlerin. Die Studie sei die erste, in der die Wirksamkeit der neu entwickelten Methode im Vergleich zu einer unspezifischen Psychotherapie geprüft wurde.
„Möglicherweise lässt sich der Behandlungserfolg durch eine Kombination aus Psychotherapie und antidepressiver Medikation in Zukunft noch steigern“, ergänzt Härter. „Dies müsste nun in Folgestudien untersucht werden.“
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