Schneller heraus aus der Depression

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  • Artikel: 02.11.2013

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In Zukunft könnte es möglicherweise schneller wirkende Antidepressiva geben: Forscher haben entdeckt, dass die Blockierung eines bestimmten Serotonin-Rezeptors im Gehirn depressive Symptome innerhalb von fünf Tagen deutlich verringern kann. Dies wäre eine deutliche Verbesserung gegenüber bisherigen Antidepressiva, die erst nach zwei Wochen oder deutlich später wirken.

Gesundheitkompakt Berlin – 15 bis 20 Prozent aller Menschen erkranken im Lauf ihres Lebens an einer Depression – und diese werden in vielen Fällen mit Antidepressiva behandelt. Allerdings dauert es mindestens zwei Wochen und teilweise sogar mehrere Monate, bis die Medikamente wirken und die depressiven Symptome lindern können. „Deshalb besteht ein großer Bedarf, schneller wirkende Medikamente zu entwickeln“, sagt Stephanie Dulawa, Professorin für Psychiatrie an der Universität Chicago. Die verzögerte Wirkung kann sich vor allem bei Patienten mit schweren Depressionen ungünstig auswirken – diese müssen oft monatelang verschiedene Antidepressiva einnehmen, bis eines davon Wirkung zeigt.

Depressive Symptome nehmen schon nach fünf Tagen ab

Dulawa und ihr Team untersuchten nun bei Mäusen verschiedene Subtypen der Serotonin-Rezeptoren – der Andockstellen, an denen viele Antidepressiva wirken – an den Nervenzellen im Gehirn. Dabei stellten sie fest, dass sich ein bestimmter Rezeptor-Typ besonders hervorhob: Blockierten sie den Serotonin-2C-Rezeptor, verringerte sich depressions-ähnliches Verhalten in einer Reihe verschiedener Test innerhalb von nur fünf Tagen. „Das war der Zeitpunkt, an dem wir unsere ersten Messungen durchgeführt haben“, erläutert Mark Opal, einer der Ko-Autoren der Studie. „Es könnte aber sein, dass die Substanzen sogar noch schneller wirken.“ Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Molecular Psychiatry“ (Online-Ausgabe vom 29. Oktober) erschienen.

Der Serotonin-2C-Rezeptor hemmt normalerweise die Ausschüttung von Dopamin, einem anderen Botenstoff im Gehirn. Dulawa und ihr Team vermuten, dass in Hirnregionen wie dem Stirnhirn mehr Dopamin ausgeschüttet wird, wenn die 2C-Rezeptoren blockiert werden. Dies könnte das so genannte „Belohnungssystem“ aktivieren und die Verbesserung von Stimmung und Energie bewirken.

Bisher wurde erst bei zwei Wirkstoffen ein schnelle Wirkung gegen Depressionen nachgewiesen: Bei Ketamin und Scopolamin. Beide haben jedoch schwere Nebenwirkungen und eignen sich deshalb nicht als antidepressive Medikamente beim Menschen. Der neue entdeckte Wirkweg könnte dagegen deutlich sicherer sein. So wirken einige Antidepressiva, die bereits heute auf dem Markt sind, zwar nicht ausschließlich, aber unter anderem am Serotonin-2C-Rezeptor. Deshalb glauben Dulawa und ihr Team, dass sich hieraus wirksame Substanzen für den Einsatz beim Menschen entwickeln lassen. In weiteren Studien wollen die Forscher nun Substanzen finden, die sich für erste klinische Versuche eignen. gk/ca

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