Risiko für Depression bei Diabetes in Schwangerschaft erhöht

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  • Artikel: 25.03.2019

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Bis zu 15 Prozent aller Mütter entwickeln nach der Entbindung eine Wochenbett-Depression, auch postpartale Depression (PPD) genannt. Eine aktuelle Meta-Analyse zeigt nun, dass Frauen mit Diabetes in der Schwangerschaft häufiger unter einer Wochenbett-Depression leiden als Frauen, die keine Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt behandelnden Ärzten daher, Mütter mit Schwangerschaftsdiabetes in den ersten Wochen nach der Geburt konsequent auf Depressionen zu untersuchen.

In ihrer Studie analysierten die Forscher um Milad Azami von der Ilam University of Medical Sciences im Iran insgesamt 18 Studien, die den Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsdiabetes und Wochenbett-Depression untersuchten. Dabei wurden die Daten von über zwei Millionen Patientinnen berücksichtigt. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ein erhöhtes Risiko für eine Wochenbett-Depressionen haben. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Diabetes Research and Clinical Practice“.

„Es ist die erste systematische Übersichtsstudie über den Zusammenhang zwischen beiden Krankheitsbildern“, erklärt Monika Kellerer, Vizepräsidentin der DDG. „Bislang gab es nur einzelne Studien mit oft widersprüchlichen Aussagen.“ Mögliche Ursachen für den Zusammenhang könnten hormonelle und neurophysiologische Veränderungen sein, etwa der Einfluss des erhöhten Insulinwertes im Blut auf die Schilddrüse, eine gestörte Wechselwirkung zwischen Gehirn und Nebennieren, aber auch entzündliche Prozesse und Störungen bei der Serotonin-Ausschüttung. Schließlich könnte auch der psychische Stress eine Rolle spielen, den die Frauen wegen des Schwangerschaftsdiabetes erleben.

Bei Schwangerschaftsdiabetes konsequent auf Depressionen untersuchen

Eine Wochenbett-Depression tritt meist im ersten Monat nach der Entbindung auf. Typische Symptome sind eine gedrückte Stimmung, ein Verlust von Interessen und Appetit, Schlafstörungen, eine erhöhte Ermüdbarkeit, Wertlosigkeits- und Schuldgefühle, Konzentrationsstörungen und in einigen Fällen auch Suizidgedanken und -handlungen. „Familie oder Umfeld bemerken die Depression nicht immer gleich, oder sie wird mit dem häufiger auftretenden ‚Baby-Blues‘ verwechselt“, erläutert Michael Hummel, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Diabetes und Schwangerschaft der DDG. „Denn bis zur Hälfte aller Wöchnerinnen sind von dieser kurz anhaltenden grundlosen Traurigkeit aufgrund einer hormonellen Umstellung nach der Geburt betroffen.“ Im Gegensatz zu einem „Baby-Blues“ birgt eine Wochenbett-Depression das Risiko für eine dauerhafte Depression und für Bindungsstörungen zum Kind. Beim Säugling können dadurch Verhaltensauffälligkeiten und Störungen der emotionalen und kognitiven Entwicklung entstehen.

Daher sei es wichtig, betroffene Mütter schnell zu identifizieren, so die DDG. Die Fachgesellschaft empfiehlt, bei Wöchnerinnen mit Schwangerschaftsdiabetes zeitnah zu untersuchen, ob eine Wochenbett-Depression vorliegt. In diabetologischen Schwerpunktpraxen findet dies in der Regel bereits statt: Bei der Nachuntersuchung des Zuckerstoffwechsels sollen die Patientinnen einen Fragebogen mit zehn Fragen ausfüllen, mit dem das Risiko für eine Depression zuverlässig eingeschätzt werden kann. Auf diese Weise können die behandelnden Diabetologen feststellen, ob eine Depression vorliegt und die Patientin gegebenenfalls zu einem Psychologen oder Psychotherapeuten überweisen. 

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