Regionale Betäubung von Vorteil bei Beckenbruch-OP

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  • Artikel: 27.06.2014

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Patienten, die bei einer Beckenoperation nur eine regionale Betäubung erhalten, bleiben kürzer im Krankenhaus als Patienten, die in Vollnarkose operiert werden. Das hat eine Studie von Forschern der University of Pennsylvania (USA) ergeben, die in der Fachzeitschrift „JAMA“ erschienen ist.

Jedes Jahr kommt es allein in den USA zu etwa 300.000 Beckenbrüchen. Sie entstehen oft durch Unfälle oder schwere Stürze. Bei älteren Menschen können sie aber auch infolge einer Osteoporose auftreten, bei der die Knochendichte reduziert ist. „Das Problem wird vermutlich in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen, weil die Bevölkerung immer älter wird“, sagt Mark Neuman, Hauptautor der Studie.

Aktuelle Leitlinien appellieren bereits an die Behandler, bei Hüftbruch-OPs verstärkt Regionalanästhesie einzusetzen. Dabei wird nur die betroffene Körperregion betäubt. „Wir wollten nun herausfinden, wie sich die Art der Narkose auf die Ergebnisse nach einer Beckenbruch-Operation auswirkt“, so Neuman.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher 56.729 Patienten im Alter über 50 Jahren. Alle waren im Zeitraum von 2004 bis 2011 mit Beckenbruch in ein Krankenhaus eingeliefert worden. 28 Prozent wurden mit Regionalanästhesie operiert, 72 Prozent erhielten eine Vollnarkose.

Die Sterblichkeit im Zeitraum von 30 Tagen nach der OP unterschied sich dabei nur geringfügig zwischen den Gruppen und war nicht statistisch signifikant. Dagegen blieben Patienten bei regionaler Betäubung im Durchschnitt 6 Tage, Patienten mit Vollnarkose 6,3 Tage im Krankenhaus – ein statistisch bedeutsamer Unterschied.

Allerdings sind Patienten, die eine Regionalanästhesie erhalten, oft auch älter und kränker als diejenigen, die in Vollnarkose operiert werden. Um diesen verzerrenden Effekt zu kontrollieren, simulierten Neuman und sein Team mit einer neuen statistischen Methode eine zufällige Zuordnung der Patienten zu den Operations-Bedingungen.

Bei Regionalanästhesie schneller wieder fit

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine regionale Betäubung mit geringeren Komplikationen und einer effektiveren Genesung einhergeht“, sagt Neuman. Die Ergebnisse sollten nun in weiteren Studien überprüft werden, bei denen die Patienten tatsächlich zufällig den Narkose-Methoden zugeordnet werden.

Zeitgleich publizierten die Forscher eine zweite Studie, die in der Zeitschrift „JAMA Internal Medicine“ erschienen ist. Darin untersuchten sie den Gesundheitszustand von 60.111 Patienten aus Altersheimen im ersten Jahr nach einer Beckenbruch-Operation. Es zeigte sich, dass ein Großteil der Patienten in dieser Zeit verstirbt oder sich nicht mehr vollständig erholt. Bereits sechs Monate nach der Operation war mehr als ein Drittel der Patienten gestorben, und viele hatten weiterhin Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten zu verrichten. Lediglich bei Patienten, die vor der OP noch vollständig bewegungsfähig waren, erreichte ein Fünftel nach einem halben Jahr die gleiche Selbständigkeit wie vor der Operation.

„Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sind eine besonders gefährdete Gruppe, bei der es sehr wichtig ist, Beckenbrüchen vorzubeugen“, betont Neuman. „Gleichzeitig sollten Fachleute sich bewusst sein, dass es bei vielen Betroffenen nach der OP zu dauerhaften Einschränkungen kommt.“

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