Programm könnte Nachsorge nach Blutvergiftung verbessern

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  • Artikel: 01.07.2016

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Forscher der Universität Jena haben ein Nachsorgeprogramm für Patienten nach einer Blutvergiftung entwickelt. Die engere Betreuung führte zwar nicht zu einer Verbesserung der Lebensqualität, die Patienten waren jedoch etwas mobiler und kamen im Alltag besser zurecht. Die Studie gibt Anhaltspunkte für weitere Forschung, die aufzeigen könnte, welche Patienten von einer Nachsorge besonders profitieren können.

Einer Sepsis (umgangssprachlich: Blutvergiftung) ist eine ausgeprägte Entzündungsreaktion des gesamten Organismus, die durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst wird. Dabei kann es zu lebensbedrohlichen Störungen der Atmung und des Kreislaufs und bis zum Organversagen kommen. Bei einer schwer ausgeprägten Sepsis mit anhaltend niedrigem Blutdruck spricht man auch von einem septischen Schock.

In Deutschland erkranken jedes Jahr über 200.000 Menschen an einer Sepsis. Die Patienten müssen auf der Intensivstation behandelt werden, gleichzeitig hinterlässt eine Blutvergiftung oft anhaltende gesundheitliche Folgen. Deshalb werden die Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus meist von ihrem Hausarzt weiter betreut.

Um die Kompetenz der Hausärzte für die Langzeitbetreuung von Sepsis-Überlebenden zu nutzen, entwickelte ein Forscherteam um Jochen Gensichen vom Universitätsklinikum Jena ein Nachsorgeprogramm, das aus drei Bereichen bestand: Zunächst wurden Hausärzte und Patienten speziell zur Sepsis-Nachsorge geschult. Weiterhin hielten Studienschwestern engen Kontakt zu den Patienten und erfassten in monatlichen Befragungen mögliche Komplikationen, die sie an einen Liaison-Arzt weitergaben. Dieser stand dem Hausarzt bei Bedarf mit klinischem Rat zur Seite.

Mobilität und Alltagskompetenzen etwas besser

An der Studie zur Bewertung des Programms nahmen 16 Intensivstationen an neun Klinikstandorten in Deutschland und 307 Hausarztpraxen teil. 291 Patienten, die eine Sepsis oder einen septischen Schock überlebt hatten, wurden in die Studie aufgenommen. Es handelt sich um die erste große, kontrollierte klinische Studie, die sich mit der hausärztlichen Versorgung ehemaliger Sepsis-Patienten beschäftigt. Die Ergebnisse publizierten die Forscher in der Fachzeitschrift „JAMA“ (Ausgabe 28. Juni).

Zu Beginn wurden die Studienteilnehmer per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine erhielt das spezifische Nachsorgeprogramm, die andere die normale Nachversorgung. Sechs und zwölf Monate nach Entlassung aus der Intensivstation wurden die Patienten zu ihrer Lebensqualität und anderen klinischen Maßen befragt.

Die Auswertung ergab, dass sich die Patienten beider Gruppen nicht in ihrer allgemeinen Lebensqualität unterschieden. Allerdings schätzten Patienten, die am Nachsorgeprogramm teilgenommen hatten, ihre Alltagskompetenz etwas besser ein als die Kontrollgruppe. So fielen ihnen Bewegungsabläufe wie Treppensteigen und Ankleiden und auch komplexere Abläufe wie Einkaufen leichter. „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Hausärzte als Spezialisten für die Langzeitversorgung die Erfolge der Akutversorgung durch Intensivmediziner absichern können“, sagt Gensichen.

Trotz der relativ geringen Gruppenunterschiede hält der Vorstandsvorsitzende der Berliner Charité, Karl Max Einhäupl, das Nachsorgeprogramm für einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Sepsis-Patienten. Die Charité hatte sich mit ihren Intensivstationen an der Studie beteiligt. „Die Studie ist ein erster, aber wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken“, betont Einhäupl. Denn sie gebe Anhaltspunkte, wie mithilfe weiterer Studien diejenigen Patienten gefunden werden können, die von solchen Kooperationen profitieren könnten.

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