Trotz groß angelegter Impf-Kampagnen auf der ganzen Welt bleibt die Zahl der Masern-Toten seit 2007 konstant: Sie liegt bei etwa 150.000 im Jahr. Selbst in Europa, wo das Virus lange Zeit unter Kontrolle war, ist die Zahl der Erkrankungen in den letzten Jahren wieder angestiegen. Das liegt vor allem daran, dass einige Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen. Darüber hinaus ist das Masern-Virus hoch ansteckend: Nahezu jedes Kind, das mit dem Virus in Kontakt kommt und nicht dagegen immun ist, erkrankt an Masern.
Die Forscher um Stefanie Krumm von der Georgia State University in den USA entwickelten nun einen neuen anti-viralen Wirkstoff. Diesen testeten sie an Frettchen, die mit einem Masern-ähnlichen Virus infiziert waren. An der Studie waren auch Wissenschaftler vom deutschen Paul-Ehrlich-Institut in Langen und der Emory University in Atlanta (USA) beteiligt.
Der neue Wirkstoff, der kostengünstig hergestellt werden und über den Mund (oral) eingenommen werden kann, verringerte die Zahl der Viren im Körper signifikant. Alle behandelten Tiere überlebten die Infektion und wurden wieder vollständig gesund – und darüber hinaus entwickelten sie eine robuste Immunität gegen das Virus.
Wirkstoff schützt effektiv – aber Impfungen haben Priorität
Allerdings sei das Medikament mit dem vorläufigen Namen ERDRP-0519 nicht als Ersatz für eine Impfung gedacht, betonen die Forscher. Stattdessen komme es für Personen in Frage, die bereits mit dem Virus infiziert seien – und für alle, die mit den Betroffenen Kontakt hatten. Zwischen einem Kontakt mit Masernviren und den ersten Symptomen wie Fieber, Hautausschlag und einer Entzündung der Atemwege vergehen normalerweise zwei Wochen. Und genau in diesem Zeitfenster könnte das Medikament eingesetzt werden.
Dies könnte gleichzeitig dazu beitragen, regionale Masern-Ausbrüche effizient einzudämmen. „Die starke Immunität, die unsere Versuchstiere entwickelt haben, ist besonders ermutigend“, erläutert Richard Plemper, einer der Koautoren der Studie. „Sie legt nahe, dass der Wirkstoff auch mithelfen könnte, Immunitätslücken in der Bevölkerung zu schließen.“
Allerdings muss ERDRP-0519 sich noch in weiteren Studien bewähren, bevor es tatsächlich beim Menschen zum Einsatz kommt. Das Forscherteam um Stefanie Krumm plant nun, den Wirkstoff zunächst an größeren Tieren zu testen, bevor erste klinische Studien an Menschen durchgeführt werden.
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