Neue Leitlinie: Entspannung und Psychotherapie bei Migräne empfohlen

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  • Artikel: 26.08.2016

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Typisch für Migräne sind wiederkehrende, starke Kopfschmerzattacken, die meist nur auf einer Kopfseite auftreten. Migräne kann mit und ohne Aura – wie Sehstörungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl – auftreten. Etwa sechs bis acht Prozent der Männer und 12 bis 14 Prozent der Frauen sind in Deutschland von Migräne betroffen.

Nun hat die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) erstmals eine Leitlinie herausgegeben, die sich speziell mit Entspannungsverfahren und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen bei Migräne befasst. „Solche Verfahren stellen eine gut wirksame Alternative bzw. Ergänzung zu einer medikamentösen Behandlung dar“, betonen die Herausgeber der Leitlinie. Sie könnten dazu beitragen, die Betroffenen zu Experten für ihre eigene Erkrankung zu machen, so dass sie souverän mit der Migräne umgehen könnten.

Für ihre Leitlinie bewerteten die Autoren um Peter Kropp von der Universitätsmedizin Rostock die Literatur zur nichtmedikamentösen Behandlung der Migräne im Zeitraum bis Juni 2015. Ihre Ergebnisse und Empfehlungen veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nervenheilkunde“. Die Auswertung von insgesamt 118 Studien mit über 8350 Patienten ergab, dass allein eine Beratung der Patienten zu einer messbaren Verringerung der Kopfschmerzhäufigkeit führt. Die Beratung umfasste dabei Informationen über das Krankheitsbild Migräne und eine Anleitung zum Erkennen von Migräneauslösern. In Zukunft könnten neben persönlichen auch internetbasierte Beratungen ein vielversprechender Baustein der Migränebehandlung sein, schreiben die Autoren.

Auch Biofeedback und Ausdauersport hilfreich

Entspannungsverfahren sind nach aktueller Studienlage ebenfalls ein effektives Verfahren der Migränetherapie. Hier erwies sich vor allem die die Progressive Muskelrelaxation (PMR) als günstig, weil sie – im Vergleich zum Autogenen Training – leicht erlernt und angewendet werden kann. Sie kann die Intensität und Häufigkeit der Migräneattacken und den Bedarf an Medikamenten deutlich verringern. Darüber hinaus sei die kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung der Migräne zu empfehlen, schreiben Kropp und seine Kollegen. Darin würden die Patienten lernen, besser mit Stress umzugehen und körperliche Vorgänge – vor allem in Belastungssituationen – genauer wahrzunehmen und gezielt zu beeinflussen. Weitere Ziele der Therapie seien, negative Gefühle zu bewältigen und ungünstige Einstellungen und Gewohnheiten zu verändern.

Auch Biofeedback, bei dem die Patienten mithilfe von Elektroden lernen, die Muskelspannung oder die Hauttemperatur im Kopfbereich zu beeinflussen, sei eine effektive Methode der Migränebehandlung. Weiterhin zeigten Studien zum Ausdauersport, dass regelmäßige sportliche Aktivität die Stärke und Häufigkeit der Migränekopfschmerzen verringern könne. „Patienten sollten daher begleitend zu anderen Therapiemaßnahmen regelmäßig Ausdauersport durchführen“, schreiben die Autoren.

Zusammenfassend seien Entspannungsverfahren, Beratung, kognitive Verhaltenstherapie, Ausdauersport und Biofeedback alle zur Behandlung der Migräne zu empfehlen. Weiterhin zeigten die Studien günstige Effekte einer Kombinationsbehandlung aus Medikamenten und Verhaltenstherapie. Diese habe den großen Vorteil, dass vielfach eine geringere Medikamentendosis benötigt werde, so Kropp und sein Team. Insgesamt sollte die aktuelle Leitlinie immer zusammen mit der Leitlinie zur medikamentösen Migränetherapie eingesetzt werden, um ein individuelles Therapiekonzept zu entwickeln, betonen die Autoren.

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