Sehr alte Menschen sind oft bis ins hohe Alter aktiv und geistig fit. Warum manche Menschen über 90 oder sogar über 100 Jahre alt werden, ist bisher noch nicht genau bekannt. Studien zeigen, dass sie sich ähnlich ernähren und ein ähnliches Gesundheitsverhalten zeigen wie andere Menschen. Das deutet darauf hin, dass genetische Faktoren beim Erreichen eines sehr hohen Alters eine wichtige Rolle spielen.
Bisherige Studien konnten jedoch nur ein einziges Gen ausfindig machen, das sich zwischen Hundertjährigen und anderen Menschen unterscheidet. Nun hat ein Forscherteam um Kristen Fortney von der Stanford University in den USA und der Universität Bologna in Italien erstmals einen neuen statistischen Ansatz eingesetzt, um komplexe genetische Zusammenhänge zu analysieren.
Altersbedingten Krankheiten und Langlebigkeit: Ähnliche Mechanismen
Die Forscher führten genomweite Analysen durch und werteten dabei die Information aus anderen Studien aus, die den Zusammenhang zwischen altersbedingten Krankheiten und Genen untersucht hatten. Dabei stellten sie fest, dass es einen Zusammenhang zwischen den Genorten für solche Krankheiten und den Genorten für extreme Langlebigkeit gibt. Das deutet darauf hin, dass das genetische Risiko für bestimmte altersbedingte Krankheiten bei über Hundertjährigen geringer ausgeprägt ist als in der Gesamtbevölkerung.
Im nächsten Schritt werteten Fortney und ihr Team 14 Meta-Analysen aus, die den Zusammenhang zwischen Genen und altersbedingten Krankheiten untersucht hatten, sowie zwei Studien, in denen es um genetische Faktoren für Langlebigkeit ging. Dabei entdeckten die Wissenschaftler zunächst acht Genorte, die mit außergewöhnlicher Langlebigkeit assoziiert waren. Bei der Wiederholung ihrer Analysen in unabhängigen Stichproben fanden sie Bestätigung dafür, dass fünf der acht Genorte tatsächlich mit einem sehr langen Leben assoziiert sind.
Die gefundenen Gene spielen auch bei Alterungsprozessen und altersbedingten Krankheiten eine Rolle – etwa bei der Zellalterung, bei der Signalübertragung zwischen den Zellen, bei Autoimmunkrankheiten und bei der Alzheimer-Krankheit. „Unsere Ergebnisse zeigen neue Genorte auf, die für Langlebigkeit von Bedeutung sind. Und sie machen deutlich, dass eine genetische Überlappung zwischen altersbedingten Krankheiten und Langlebigkeit besteht“, fassen die Autoren zusammen.
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für fast alle Krankheiten an. Wenn die genetischen Ursachen von Langlebigkeit genauer verstanden sind, könnte dies dazu beitragen, die Ursachen solcher Krankheiten besser zu verstehen und sie möglicherweise zu verhindern. „Zukünftige Studien könnten dazu beitragen, genauer zu verstehen, wie solche Gene zu Gesundheit und einem hohen Lebensalter beitragen“, sagt Fortney. Darüber hinaus könnte der neu entwickelte statistische Ansatz genutzt werden, um auch bei komplexen genetischen Zusammenhängen weitere Genkandidaten aufzuspüren, die zu Langlebigkeit beitragen und die Wahrscheinlichkeit für altersbedingte Krankheiten verringern.
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