Die Luft entlang der Küsten des Baltischen Meeres ist angefüllt mit schädlichen Nanopartikeln, die aus dem Schiffsverkehr stammen. Dies zeigt eine neue Untersuchung von Simonas Kecorius und seinem Team von der Lund-Universität in Schweden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Oceanologia“.
Das Forscherteam untersuchte den Luftstrom von zwei Messstationen in Südschweden und Finnland quer über das Baltische Meer bis zu einer Messstation an der Küste Litauens. Da der Wind in dieser Region oft von West nach Ost weht, können Nanopartikel über weite Strecken transportiert werden, bevor sie in die menschliche Lunge gelangen – oder aber vom Regen weggewaschen werden.
Bei ihrer Auswertung verglichen die Wissenschaftler den Anteil verschiedener Nanopartikel. Dabei ermittelten sie, zu welchem Anteil die schädlichen Partikel von Autos, vom Verkehr auf den Meeren oder aus anderen Quellen stammen.
Deutlich mehr Nanopartikel aus Schiffsverkehr als erwartet
Sie stellten fest, dass fast die Hälfte der Partikel aus Emissionen von Schiffen stammte. Der Rest kam hauptsächlich aus Autoabgasen, aber auch aus Verbrennungsanlagen für Biomasse und aus der Industrie. Schließlich bestand ein kleiner Anteil aus natürlichen Partikeln aus dem Meer.
„Dies ist der erste Versuch, den Anteil von Nanopartikeln aus dem Schiffsverkehr zu bestimmen“, erläutert Adam Kristensson, Forscher an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Lund-Universität und einer der Autoren der Studie. „Bisher haben wir gedascht, dass in Nordeuropa der Anteil der Luftverschmutzung, der aus Quellen auf dem Festland stammt, deutlich höher ist.“
Nanopartikel können schädlich für die Gesundheit sein, weil sie sehr klein sind und deshalb tiefer in die Lungen eindringen können als größere Partikel. Dadurch können sie zu Lungenkrankheiten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen.
Schätzungen zufolge tragen Teilchen aus dem Schiffsverkehr in der Nordsee und im Baltischen Meer zu 10.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr bei. Allerdings seien diese Schätzungen sehr unsicher, betont Kristensson. Deshalb sei es wichtig, in Zukunft weitere Messungen durchzuführen.
Gleichzeitig sollten Schiffsemissionen strenger als bisher kontrolliert werden, so der Forscher. „Dabei ist es besonders wichtig, striktere Obergrenzen für Stickoxide und Sulphat aus Schiffstreibstoffen zu definieren“, hebt Kristensson hervor. Solche Regelungen könnten den Ausstoß schädlicher Nanopartikel reduzieren – insbesondere von Rußpartikeln, die als besonders schädlich gelten.
Bereits in diesem Jahr wurde für die Nordsee und das Baltische Meer eine neue Regelung eingeführt, die den Sulphatgehalt von Schiffstreibstoff auf 0,1 Prozent begrenzt. „Als Forscher ist es nun unsere Aufgabe, zu untersuchen, ob dies die Menge schädlicher Nanopartikel tatsächlich verringert“, so Kristensson.
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