Nachsorgeprogramm verringert Risikofaktoren für Schlaganfall

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  • Artikel: 17.01.2020

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Ein strukturiertes zweijähriges Nachsorgeprogramm für Patienten mit einem Schlaganfall verringert zwar im Vergleich zur regulären ambulanten Nachsorge nicht die Wahrscheinlichkeit weiterer Schlaganfälle. Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen waren bei den Teilnehmern des Nachsorgeprogramms jedoch besser eingestellt. Experten halten die Ergebnisse der Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift „Lancet Neurology“ erschienen ist, daher dennoch für bedeutsam.

Teilnehmer der Untersuchung waren insgesamt 2.098 Patienten von sieben deutschen und einer dänischen Stroke Unit, die einen leichten ischämischen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA, oft auch als „Mini-Schlaganfall“ bezeichnet) erlitten hatten. Die Hälfte der Patienten nahm an dem zweijährigen Nachsorgeprogramm mit insgesamt acht umfassenden Beratungsgesprächen teil. Dabei erhielten die Patienten allgemeine Informationen zu Risikofaktoren und zur Vorbeugung von Schlaganfällen, insbesondere über die Bedeutung eines gesunden Lebensstils. Während der Beratungstermine wurden zugleich die körperliche Fitness und individuelle Risikofaktoren wie Blutdruck, Rauchen und LDL-Cholesterin erfasst. Die andere Hälfte der Patienten erhielt eine normale ambulante Nachsorge.

Die Auswertung zeigte, dass sich die Häufigkeit von weiteren Schlaganfällen, einem akuten Koronarsyndrom und gefäßbedingten Todesfällen nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen unterschied. „Entgegen unserer Erwartung gab es also keinen Effekt des strukturierten Nachsorgeprogramms auf den primären Endpunkt“, sagt Armin Grau, einer der Autoren der Studie und 2. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG). „Die Einstellung wichtiger Risikofaktoren ein Jahr nach Studieneinschluss gelang jedoch bei mehr Patienten innerhalb des Programms als in der Kontrollgruppe.“

So wiesen 12 Monate nach Beginn der Studie deutlich mehr Patienten aus dem strukturierten Nachsorgeprogramm Blutdruckwerte im Zielbereich auf. Zudem hatten sie signifikant niedrigere LDL-Cholesterin-Werte, eine höhere körperliche Aktivität und einen signifikant geringeren Anteil an Nichtrauchern als die Kontrollgruppe. Allerdings waren die Unterschiede zwischen den Gruppen nach drei Jahren nicht mehr so deutlich ausgeprägt. „Das ist einer der Gründe, warum sich kein Unterschied im klinischen Endpunkt zeigte“, erläutert Grau.

Versorgung ist bereits gut, kann aber verbessert werden

„Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse dieser gut geplanten Studie enttäuschend, da ein strukturiertes Nachsorgeprogramm bei Patienten mit TIA und leichtem Schlaganfall nicht in der Lage zu sein scheint, weitere schwerwiegende vaskuläre Ereignisse zu verhindern“, sagt Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Eine Erklärung ist jedoch, dass Patienten in der Kontrollgruppe durch ihre Hausärzte und Internisten so gut behandelt wurden, dass kein signifikanter Unterschied gegenüber der Interventionsgruppe zu erreichen war.“

Im Großen und Ganzen sei die Nachsorge von Schlaganfallpatienten in Deutschland bereits auf einem hohen Niveau, betont Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. Dies liege auch daran, dass die S3-Leitlinie „Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke“ der DGN im klinischen Alltag bereits breite Anwendung finde. Dennoch sind sich die Experten einig, dass ein strukturiertes Nachsorgeprogramm die Qualität der Nachsorge weiter verbessern könnte – insbesondere für Patienten, bei denen die Risikofaktoren für einen weiteren Schlaganfall in der Regelversorgung nicht ausreichend beeinflusst werden können.

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