Möglicher Impfstoff gegen Malaria entwickelt

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  • Artikel: 24.02.2017

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Wissenschaftler haben einen Impfstoff gegen Malaria erfolgreich getestet. Mit dem neuen Wirkstoff konnten sie einen Impfschutz von bis zu 100 Prozent erreichen. Der neue Ansatz basiert auf vollständig lebensfähigen, nicht abgeschwächten Malaria-Erregern, die gleichzeitig mit einem Malaria-Medikament verabreicht werden. Ihre Ergebnisse publizierten die Forscher jetzt im angesehenen Fachmagazin „Nature“.

Die Forscher um Peter Kremsner und Benjamin Mordmüller von der Universität und dem Universitätsklinikum Tübingen machten sich bei der Studie Eigenschaften des Malaria-Parasiten sowie des Gegenmittels Chloroquin zunutze. So kommt der Erreger Plasmodium falciparum nach der Infektion zunächst in die Leber, um sich dort zu vermehren. In dieser Phase kann das menschliche Immunsystem bereits reagieren, die Krankheit bricht aber noch nicht aus. Zudem wirkt Chloroquin nicht in der Leber, bremst also dort auch nicht die Vermehrung des Parasiten. Zum Ausbruch der Krankheit kommt es erst, wenn der Erreger die Leber verlässt, ins Blut wandert. Dort nistet er sich als Parasit in den roten Blutkörperchen ein und vermehrt sich dort. Sobald der Erreger im Blut ist, wird er jedoch von Chloroquin abgetötet und so der Ausbruch der Krankheit verhindert.

An der Studie nahmen insgesamt 67 gesunde, erwachsene Probanden teil, die noch nie an Malaria erkrankt waren. Die Wissenschaftler spritzten die lebendigen Malaria-Parasiten und verhinderten eine Erkrankung der Probanden durch die gleichzeitige Gabe von Chloroquin, einem seit langem genutzten Malaria-Medikament. Die beste Immunantwort zeigte sich in einer Gruppe von neun Probanden, die drei Mal in je vierwöchigem Abstand den Impfstoff in einer hohen Dosierung erhielten. In dieser Gruppe zeigten alle Probanden einen 100-prozentigen Impfschutz, der auch zehn Wochen nach der Impfung noch zuverlässig erhalten blieb. Der neue Impfstoff erwies sich zudem als sehr gut verträglich.

Impfschutz bis zu 100 Prozent

„Durch die Impfung mit einem lebenden und zuerst nicht abgeschwächten Erreger ist es uns ganz offensichtlich gelungen, eine sehr starke Immunantwort auszulösen“, erläutert Mordmüller. Darüber hinaus würden die bisher vorliegenden Daten darauf hinweisen, dass es sich um einen vergleichsweise stabilen und lange anhaltenden Impfschutz handle. „Der Schutz entstand wahrscheinlich durch spezifische T-Lymphozyten und Antikörper-Antworten gegen die Parasiten in der Leber“, erklärt Kremsner. Zudem habe man die Immunreaktion des Körpers analysiert und Proteinmuster identifiziert, die eine weitere Verbesserung des Impfstoffs ermöglichen.

Im nächsten Schritt soll der neue Impfstoff nun im Rahmen einer weiteren klinischen Studie in Gabun über mehrere Jahre auf seine Wirksamkeit getestet werden. In dieser Region gehört Malaria zu den größten Gesundheitsproblemen. Die Universität Tübingen arbeitet in einem Kooperationsprojekt in Gabun mit dem Hospital in Lambaréné sowie dem benachbarten medizinischen Forschungszentrum, dem Centre de Recherches Médicales de Lambaréné, zusammen.

Malaria ist eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten weltweit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten im Jahr 2015 rund 214 Millionen Menschen an Malaria. Seit mehr als 100 Jahren versuchen Wissenschaftler, einen Impfstoff gegen die Tropenkrankheit zu entwickeln. Mit einem wirksamen Impfstoff ließe sich Malaria einfacher kontrollieren. Zudem könnte er die Ausbreitung von Resistenzen verhindern und Reisende besser schützen.

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