Migränemedikament könnte auch gegen Hepatitis C helfen

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  • Artikel: 22.01.2016

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Ein in Europa und Kanada gebräuchliches Medikament gegen Migräne könnte auch bei der Therapie einer chronischen Hepatitis-C-Infektion helfen. Der Wirkstoff namens Flunarizin könnte eine kostengünstige Alternative zu bisherigen Medikamenten sein und bei verschiedenen genetischen Subtypen der Hepatitis C eingesetzt werden.

Insgesamt sind etwa 130 Millionen Menschen weltweit chronisch mit dem Virus der Hepatitis C infiziert. Dieser kann zu schweren Leberschäden führen und ist die Hauptursache für Lebertransplantationen. Inzwischen wurden zwar wirksame Medikamente gegen das Hepatitis-C-Virus entwickelt, doch diese sind sehr teuer.

Nun hat sich ein Wissenschaftlerteam um Paula Perin vom Twincore-Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung in Hannover zum Ziel gesetzt, kostengünstigere Therapiemöglichkeiten für Patienten mit chronischer Hepatitis C zu entwickeln. In ihrer Studie verwendeten die Forscher Sammlungen von Wirkstoffen, die bereits zur Behandlung anderer Krankheiten zugelassen sind. „Wir haben uns bei der Suche nach neuen Ansätzen gegen das Hepatitis-C-Virus zunächst auf Medikamente konzentriert, die Ionenkanäle blockieren“, sagt Perin. Ionenkanäle spielen bei der Infektion der Leberzellen mit den unterschiedlichen Hepatitis-C-Virusstämmen eine wichtige Rolle. Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Hepatitis-C-Viren: Derzeit sind sieben verschiedene Genotypen bekannt, die wiederum verschiedene Subtypen haben.

Wirkstoff bremst Eintritt des Virus in die Zellen

Paula Perin und ihr Team untersuchten insgesamt 23 Medikamente, die für unterschiedliche Krankheiten zugelassen sind. Dabei entdeckten sie einen möglichen Wirkstoff gegen einen der Genotypen des Hepatitis-C-Virus: das Migränemedikament Flunarizin, das in Europa und Kanada eingesetzt wird. „Flunarizin bremst Hepatitis-C-Viren vom Genotyp II während des Viruseintritts“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Wenn die Membran des Virus und der Wirtszelle miteinander verschmelzen, stört das Migränemedikament diese Verschmelzung und verhindert so, dass die Viren in die Leberzelle gelangen.“

Obwohl der Wirkstoff nur einen der sieben Genotypen am Eintritt in die Zellen hindert, ist das Ergebnis nach Aussage der Wissenschaftler dennoch ein Erfolg. So sind etwa 16 Millionen Menschen mit genau diesem Virus-Genotyp infiziert. „Darüber hinaus können wir nun zusammen mit unseren Kooperationspartnern versuchen, den Wirkstoff leicht zu verändern, so dass er auch gegen andere Genotypen eingesetzt werden kann“, sagt Thomas Pietschmann, Seniorautor der Studie und Leiter des Instituts für Experimentelle Virologie am Twincore-Zentrum.

Die Forscher hoffen, auf diese Weise kostengünstige Medikamente gegen das Hepatitis-C-Virus entwickeln zu können. Zugleich können die Studienergebnisse dazu beitragen, die grundlegenden Mechanismen beim Eintritt des Virus in die Zelle genauer zu verstehen.

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