Menschen besitzen mehr „energiefressendes“ Fett als gedacht

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  • Artikel: 03.03.2017

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Menschen besitzen drei Mal mehr braunes Fett – das im Vergleich zu weißem Fettgewebe ein „Energiefresser“ ist – als bisher bekannt. Das hat ein Wissenschaftler-Team der Technischen Universität München (TUM) jetzt herausgefunden. Dies könnte bedeuten, dass neue Medikamente für Adipositas und Diabetes, die das braune Fettgewebe aktivieren, eine stärkere Wirkung haben.

Die Forscher um Tobias Fromme und Carlos Gerngroß analysierten etwa 3000 PET-Scans von 1644 Patienten. Mithilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar gemacht werden und so zum Beispiel Metastasen erkannt werden. „Als Nebenprodukt dieser PET-Scans wird für uns aktives braunes Fettgewebe sichtbar“, erklärt Fromme. „Das braune Fettgewebe nimmt viel Zucker auf und diese Aktivität können wir über die Scans nachvollziehen.“ Die Ergebnisse sind nun in der Fachzeitschrift „Journal of Nuclear Medicine“ erschienen.

Nach bisherigen Erkenntnissen schien der Anteil des braunen Fetts im menschlichen Körper gering zu sein. Die neuen Ergebnisse könnten bedeuten, dass neue Adipositas- und Diabetes-Medikamente, die das braune Fettgewebe aktivieren, eine stärkere Wirkung haben als bisher vermutet. So wäre es zum Beispiel denkbar, dass bei Diabetikern der überschüssige Zuckeranteil im Blut mithilfe der hohen Aktivität des braunen Fetts über ein Medikament reduziert wird. Zudem könnte die hohe Energieverbrennung durch das braune Fett bei Menschen mit Übergewicht und Adipositas genutzt werden, überschüssige Pfunde zumindest teilweise zu verringern. „Jedenfalls ist die Prognose für die Wirkung von Medikamenten im braunen Fettgewebe nach oben korrigierbar“, erläutert Fromme.

Individuelle Unterschiede bei der Aktivierung des braunen Körperfetts

Durch die Analyse der PET-Scans zeigte sich ebenfalls, dass manche Menschen ihr braunes Fett stärker aktivieren können oder insgesamt mehr davon besitzen als andere. So haben Frauen häufiger aktiveres braunes Fett als Männer, und schlanke und jüngere Menschen besitzen mehr Anteile braunen Fetts. Dagegen reagiert das braune Fett bei älteren und beleibteren Personen nicht so aktiv. „Jedoch bei etwa fünf Prozent der Patientinnen und Patienten kommt aktives braunes Fett weitaus häufiger vor als bei der allgemeinen Bevölkerung", berichtet Fromme. „Bei ihnen zeigten 50 Prozent der Scans diese aktiven Fettgewebeanteile."

Die könnte laut Fromme eine mögliche Erklärung für das Phänomen sein, dass manche Menschen bei einem zusätzlichen Stück Torte schon zunehmen, während die süße Nascherei bei anderen nicht ansetzt. „Schlussendlich muss bei Medikamenten, die das aktive braune Fettgewebe nutzen, darauf geachtet werden, dass manche Personengruppen von einer zusätzlichen Aktivierung des braunen Fetts stärker profitieren werden als andere“, erklärt der Wissenschaftler. „Welche Ursache einen Menschen dazu bringt, besonders aktives braunes Fett zu besitzen, wissen wir noch nicht.“

Allerdings haben die Forscher bereits einen Faktor entdeckt, der der Schlüssel zu diesem Rätsel sein könnte. So wird die Aktivität des braunen Fetts durch die so genannte Kreatinin-Clearance beeinflusst, die mit der Nierenfunktion in Zusammenhang steht. Hierzu seien weitere Grundlagenstudien notwendig, betont Fromme. „Aber eine These ist, dass es Signalstoffe geben könnte, die sowohl auf das braune Fett als auch die Nieren wirken.“

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