Medikamente gegen Sodbrennen können Lebererkrankungen begünstigen

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  • Artikel: 18.10.2017

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Ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung nehmen Magensäureblocker – so genannte Protonenpumpenhemmer –, um die Magensäure zu reduzieren und so Symptome wie Sodbrennen oder den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (Reflux-Krankheit) zu vermindern. Patienten mit chronischen Lebererkrankungen nehmen noch deutlich häufiger Magensäureblocker ein. Ein Forscherteam aus den USA hat nun Hinweise darauf gefunden, dass die Unterdrückung der Magensäure bestimmte Bakterien im Magen-Darm-Trakt so verändert, dass sie das Voranschreiten von drei chronischen Lebererkrankungen begünstigen. Die Studie ist am 10. Oktober in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen.

„Unsere Mägen produzieren Magensäure, um Bakterien abzutöten. Die Einnahme von Medikamenten, die die Magensäure-Ausschüttung unterdrücken, kann die Zusammensetzung dieser Mikroorganismen verändern“, erläutert Bernd Schnabl von der UC San Diego School of Medicine, der Seniorautor der Studie. „Bisher wussten wir, dass die Mikroorganismen im Darm das Risiko für Lebererkrankungen beeinflussen. Daher haben wir uns gefragt, welchen Einfluss die Unterdrückung der Magensäure auf das Fortschreiten von Lebererkrankungen hat.“

In einer Studie mit Mäusen untersuchten die Forscher zunächst, welchen Einfluss die Unterdrückung der Magensäure-Produktion auf das Fortschreiten verschiedener Lebererkrankungen hat, nämlich eine alkoholbedingte Leberkrankheit, eine nicht durch Alkohol bedingte Fettleber und eine Fettleber-Hepatitis. Sie beobachten, dass die Unterdrückung der Magensäure das Wachstum so genannter Enterococcus-Bakterien im Darm fördert. Dies führt zu Entzündungen der Leber, die bei allen drei Lebererkrankungen zu einer Verschlechterung führen. Weiterhin stellten die Wissenschaftler fest, dass Enterococcus-Bakterien auch bei gesunden Mäusen zu einer leichten Fettleber führen.

Statt Medikamenten: auf Alkohol verzichten und abnehmen

Darüber hinaus untersuchten Schnabl und sein Team, wie die Einnahme von Magensäureblockern bei 4830 Patienten mit chronischem Alkoholmissbrauch mit alkoholbedingten Lebererkrankungen zusammenhängt. Sie stellten fest, dass das Risiko, in einem Zeitraum von 10 Jahren eine alkoholbedingte Lebererkrankung zu entwickeln, bei Patienten, die Magensäureblocker einnahmen, bei 20,7 Prozent lag. Bei Patienten, die diese früher eingenommen hatten, lag das Risiko bei 16,1 Prozent und bei denjenigen, die nie Magensäureblocker eingenommen hatten, bei 12,4 Prozent. Die Forscher schlossen daraus, dass die Einnahme von Magensäureblockern bei Patienten mit chronischem Alkoholmissbrauch das Risiko für Lebererkrankungen erhöht.

Magensäureblocker gehören zu den Medikamenten, die weltweit am häufigsten verschrieben werden und noch dazu günstig sind. Weiterhin gibt es frei verkäufliche säurebindende Mittel, die zwar schwächer wirken, aber dennoch die Magensäure unterdrücken. Auch diese könnten die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt verändern und zu chronischen Lebererkrankungen beitragen. „Ärzte sollten deshalb Medikamente, die die Magensäure unterdrücken, nur verordnen, wenn dies unbedingt medizinisch notwendig ist“, betont Schnabl. Um Sodbrennen zu verringern, sollten die Betroffenen verstärkt auf nicht-medikamentöse Methoden zurückgreifen, so der Forscher. Dazu gehört, weniger Alkohol, Koffein, fetthaltige und stark gewürzte Lebensmittel zu sich zu nehmen und bei Übergewicht abzunehmen. Denn Übergewicht und starker Alkohokonsum können Sodbrennen oder eine Reflux-Krankheit begünstigen.

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