Ein Medikament gegen Radioaktivität?

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  • Artikel: 23.01.2015

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Forscher haben eine Substanz entdeckt, die vor Zellschäden durch radioaktive Strahlung schützen könnte. Der Wirkstoff namens DBIBB könnte in Zukunft dazu beitragen, Menschen nach Reaktorkatastrophen, aber auch bei der Krebstherapie vor Zellschäden durch Strahlung zu bewahren.

Reaktorkatastrophen wie die von Fukushima oder Tschernobyl verdeutlichen die drastischen Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf den Menschen. Eine hohe Dosis nuklearer Strahlung kann das Erbgut (DNA) der Zellen schädigen und so zu Zellveränderungen, vorzeitigem Zelltod und Organschäden führen. Forscher suchen daher nach Substanzen, die vor den gesundheitlichen Folgen radioaktiver Strahlung schützen können.

Bisher wurden zwar vom Militär einige Substanzen getestet, die – wenn sie vor dem Kontakt mit der Strahlung eingenommen werden – einen gewissen Schutz bieten. Allerdings gibt es bisher keine Wirkstoffe, die vor Schädigungen schützen, wenn sie erst nach dem Kontakt mit Radioaktivität zur Anwendung kommen.

Gábor Tigyi und sein Team vom Gesundheits- und Wissenschaftszentrum der Universität Tennessee (USA) haben nun eine Substanz entwickelt, die gesundheitliche Schäden durch radioaktive Strahlung effektiv verringern könnte. Bereits in früheren Studien entdeckten die Forscher ein Molekül namens LPA, das bei der Blutgerinnung entsteht. Dieses kann einen Rezeptor namens LPA2 aktivieren und so vor Zelltod durch Strahlung schützen.

Neuer Wirkstoff kann Überlebensrate erhöhen

In ihrer aktuellen Studie identifizierten Tigyi und sein Team mithilfe eines Computermodells einen Wirkstoff, der noch gezielter an den LPA2-Rezeptor bindet als das bisher untersuchte LPA. Die daraus entwickelte Substanz, das so genannte DBIBB, war in der Lage, embryonale Hautzellen von Mäusen wirksam vor DNA-Schäden durch radioaktive Strahlung zu schützen. Außerdem erhöhte es die Überlebensrate von Blutzellen, Darmzellen und anderen Zellarten, die Radioaktivität ausgesetzt waren – und zwar sowohl bei Mauszellen als auch bei menschlichen Zellen.

Darüber hinaus schützte DBIBB auch die behandelten Tiere: 93 Prozent der Mäuse, die drei Tage nach dem Kontakt mit Strahlung mit DBIBB behandelt wurden, waren 30 Tage später noch am Leben. Von den Mäusen, die kein DBIBB erhalten hatten, lebten nach 30 Tagen dagegen nur noch 20 Prozent.

Die Ergebnisse legen nahe, dass DBIBB ein geeigneter Wirkstoff sein könnte, um ein akutes Strahlungssyndrom – das durch hohe Dosen radioaktiver Strahlung entsteht – zu behandeln. Nun wollen Tigyi und sein Team DBIBB nun weiter untersuchen und überprüfen, ob es sich tatsächlich als Medikament eignet.

„Die Menschheit könnte bald einen Schutz gegen den ungewollten Kontakt mit radioaktiver Strahlung haben“, sagt Tigyi. Das neue Medikament könnte auch dazu beitragen, die Nebenwirkungen einer Bestrahlungstherapie bei Krebspatienten zu verringern. Zudem könnte es Astronauten vor den Auswirkungen des ständigen Kontakts mit kosmischer Strahlung schützen.

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