Massenimpfungen von Hunden könnten Tollwut ausrotten

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  • Artikel: 26.09.2014

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Die tödliche Erkrankung Tollwut könnte beim Menschen ausgerottet werden, indem weltweit Massenimpfungen von Hunden durchgeführt werden. Auf diese Weise könnte die Krankheit kostengünstig und effektiv eliminiert werden, schreibt ein Wissenschaftlerteam in der Fachzeitschrift „Science“ (Ausgabe 26. September).

Schon vor 129 Jahren entwickelte der Franzose Louis Pasteur einen Impfstoff gegen Tollwut. Mit dessen Hilfe konnte er das Leben eines Kindes retten, das von einem tollwütigen Hund gebissen worden war. Dennoch tötet die Erkrankung weltweit immer noch 69.000 Menschen pro Jahr – das sind etwa 189 Menschen am Tag. Vierzig Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche, vor allem in Asien und Afrika. Tollwut wird in 99 Prozent der weltweiten Fälle durch den Speichel infizierter Hunde übertragen. Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, führt sie nahezu sicher zum Tode.

In ihrem Artikel beschreiben Felix Lankester von der Washington State University und sein Team die Erfolge eines Massenimpfungsprogramms für Hunde in Tansania. Dort arbeiten die Mitarbeiter eines Gesundheitsprogramms, das von der Washington State University und der Serengeti Gesundheitsinitiative durchgeführt wird, in 180 Dörfern und impfen bis zu 1000 Hunde am Tag. Seit Beginn des Programms im Jahr 2003 sei die Zahl der Tollwut-Toten von 50 im Jahr auf nahezu Null gesunken, schreiben die Autoren. „Bereits wenn 70 Prozent der Hunde in der Region geimpft sind, kann dies den Übertragungsweg der Erkrankung vom Hund zum Menschen unterbrechen“, erläutert Lankester.

Tollwut: In Industrienationen eher selten – dennoch ein weltweites Problem

Zwar tritt Tollwut in hoch entwickelten Industrienationen, in denen großräumige Impfungen von Tieren durchgeführt werden, relativ selten auf – dennoch sollte die Krankheit als weltweites Gesundheitsproblem angesehen und bekämpft werden, so die Autoren. Massenimpfungen von Hunden seien dabei sowohl logistisch machbar als auch kosteneffektiv, betonen Lankester und sein Team. Für eine wirksame Umsetzung sollten Ärzte, Tiermediziner und andere Gesundheitsexperten eng zusammenarbeiten.

„Die Ironie an der Sache ist, dass Tollwut eigentlich zu hundert Prozent vermeidbar ist“, sagt Guy Palmer von der Washington State University, einer der Koautoren der Studie. „Es sollte überhaupt niemand daran sterben.“ So kann der Ausbruch der Erkrankung durch eine Impfung sehr zuverlässig verhindert werden.

In Deutschland ist die Zahl der Tollwuterkrankungen seit den 1980er Jahren stark zurückgegangen, seit April 2008 gilt das Land als tollwutfrei. In Einzelfällen kommt es jedoch immer wieder vor, dass mit Tollwut infizierte Tiere aus dem Ausland eingeführt werden.

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