Die Wissenschaftler um Axel Kallies vom Walter- und Eliza-Hall-Institut in Parkville (Australien) untersuchten die Entstehung des Non-Hodgkin’s-Lymphoms, das auch B-Zell-Lymphom genannt wird. Diese Krebsart entsteht durch krankhafte Veränderungen der B-Lymphozyten – einem wichtigen Bestandteil des Immunsystems.
„Um das Immunsystem zu unterdrücken, haben wir die T-Lymphozyten ausgeschaltet“, berichtet Kallies. Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass das Immunsystem mithilfe der T-Zellen veränderte B-Lymphozyten, die sich zu Krebszellen entwickeln könnten, schon in einem frühen Stadium eliminiert. „Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass sich so innerhalb weniger Wochen ein B-Zell-Lymphom entwickelt, während dies im Normalfall Jahre dauert“, sagt Kallies. Die Ergebnisse ihrer Studie publizierten die Forscher in der angesehenen Fachzeitschrift „Nature Medicine“.
Das neue Ergebnis könnte erklären, warum Non-Hodgkin’s-Lymphome in der Bevölkerung relativ selten vorkommen – obwohl spontane Veränderungen der B-Zellen sehr häufig sind. „Bei jedem von uns treten spontane Mutationen in den B-Zellen des Immunsystems auf – das ist ein Ergebnis ihrer normalen Funktion“, erklärt Kallies. „Deshalb schien es bisher ein Paradox zu sein, dass Non-Hodgkin’s-Lymphome nicht häufiger auftreten.“
Wichtig ist eine kontinuierliche Überwachung des Immunsystems
Die Entdeckung der Forscher könnte dazu beitragen, Früherkennungstests zu entwickeln, die veränderte Immunzellen bereits erkennen, bevor sie sich zu Krebszellen entwickeln. Auf diese Weise könnten Menschen mit erhöhtem Risiko für B-Zellen-Lymphome identifiziert und frühzeitig behandelt werden. Tatsächlich gibt es bereits Therapien, die veränderte B-Zellen vernichten können und die bei Risikopatienten eingesetzt werden.
Im Normalfall werden Non-Hodgkin’s-Lymphome allerdings oft erst dann erkannt, wenn bereits Tumore entstanden sind – und diese sind in vielen Fällen schwierig zu behandeln. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es sehr wichtig ist, das Immunsystem kontinuierlich zu überwachen, um die Entwicklung von Blutkrebs zu verhindern“, betont Kallies.
Non-Hodgkin’s-Lymphome gehören zu den häufigsten Formen von Blutkrebs. In Deutschland erkranken von 100.000 Menschen jedes Jahr fünf bis zehn an der Krankheit. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen, und ältere Menschen erkranken häufiger als jüngere. Als wichtigster Risikofaktor für die Erkrankung gilt jedoch ein geschwächtes Immunsystem. Zu den Symptomen gehören nicht schmerzhafte Vergrößerungen der Lymphknoten, Müdigkeit, eine verminderte Leistungsfähigkeit und eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte.