Gesund trotz chronischer Lungenerkrankung

Mehr zu den Themen chronisch-entzündliche Lungenerkrankungen, Antikörper, Schutz vor Infektionen
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  • Artikel: 14.07.2017

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Für chronische Lungenerkrankungen, bei denen die Betroffenen anhaltend unter Lungenbeschwerden leiden, gibt es bisher keine verlässlichen Therapien. Nun hat ein Forscherteam entdeckt, dass durch die Entzündung vermehrt schützende Antikörper auf die Lungenschleimhaut transportiert werden und die Lunge so besser vor gefährlichen Erregern geschützt wird. Die Ergebnisse könnnten in Zukunft Patienten mit chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen zugute kommen.

Die Zahl chronisch-entzündlicher Lungenerkrankungen nimmt weltweit zu. Ab 2030 sollen sie nach Angaben der WHO den dritten Platz der weltweit häufigsten Krankheiten einnehmen. Solche Erkrankungen sind zum Beispiel die chronische Bronchitis, die Sarkoidose, bei der sich in der Lunge winzige Knötchen bilden, und das Lungenemphysem, eine nicht umkehrbare Überblähung der Lungenbläschen. Ursachen können langjähriger Tabakkonsum, Feinstaub und häufiger Kontakt mit offenem Feuer – der etwa die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft – sein. Diese können zur fortschreitenden Zerstörung des Lungengewebes führen, das dann nicht mehr effektiv vor Krankheitserregern schützt. Die Betroffenen sind deshalb besonders anfällig für zum Teil lebensbedrohliche Atemwegsinfektionen. Wie chronisch-entzündliche Lungenerkrankungen entstehen, ist bisher noch nicht im Detail bekannt.

Nun hat ein Wissenschaftlerteam um Dunja Bruder von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und dem Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig entdeckt, dass eine bestimmte Gruppe von Lungenpatienten von Infektionen oft vollständig verschont bleibt. Die mögliche Ursache entdeckten die Forscher in einer Studie mit Mäusen: Sie stellten fest, dass Mäuse mit chronisch entzündeten Lungen eine viel höhere Konzentration von sekretorischen Antikörpern auf der Lungenschleimhaut haben als gesunde Tiere. Diese sind besonders gut in der Lage, sich an verschiedene Krankheitserreger anzuheften, bevor sie ihre schädigende Wirkung entfalten können. Ihre Ergebnisse publizierten die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“.

Erhöhter Schutz vor bakteriellen Infektionen

Weiterhin stellte sich in der Untersuchung heraus, dass die kranken Mäusen einen erhöhten Schutz vor einer Infektion mit Streptococcus pneumoniae haben, einem der wichtigsten bakteriellen Erreger von Atemwegsinfektionen. In ihren Versuchen konnten die Forscher nachweisen, dass in einer entzündeten Lunge ein bestimmtes Transportprotein verstärkt produziert wird. Dabei scheint die chronische Entzündung der Lunge für die erhöhte Prodution der Antikörper-Transporter verantwortlich zu sein.

Die Wissenschaftler hoffen nun, in Zukunft erklären zu können, warum bestimmte Patienten von Atemwegsinfektionen verschont bleiben. „Es könnte sein, dass das Ausmaß der Produktion des Transportproteins auf der Lungenschleimhaut die Patientengruppen unterscheidet“, sagt Andreas Jeron, einer der Koautoren der Studie. „Möglicherweise kann die eine Gruppe Infektionen durch einen erhöhten Antikörperschutz auf ihrer Lungenschleimhaut abwehren, während die andere Gruppe schutzlos ist.“

Allerdings müsse der Schweregrad der chronischen Lungenentzündung bei jedem Patienten individuell untersucht werden, betont Bruder. „Es ist anzunehmen, dass eine schwach ausgeprägte Entzündung in der Lunge besser vor Infektionen schützt, während bei schweren Entzündungsverläufen dieser Schutz nicht mehr zum Tragen kommt.“ In Zukunft wollen die Forscher nun untersuchen, ob sich der Transport von Antikörpern in die Lungenbläschen durch gezielte Behandlungen steigern lässt. Dies könnte viele Patienten vor verschiedenen Infektionen der Atemwege schützen.

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