Genvariante beeinflusst Wirksamkeit der Grippeimpfung

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  • Artikel: 12.12.2014

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Gerade für immungeschwächte Patienten ist es wichtig, vor Grippe geschützt zu sein. Eine neue Studie zeigt nun, dass die Impfung Menschen mit einer bestimmten Genvariante besser vor Grippe schützt als andere. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, neuartige Möglichkeiten für effektivere Impfstoffe zu entwickeln.

Wie gut die jährliche Grippeimpfung tatsächlich vor Grippe schützt, hängt von zwei Faktoren ab: Wie gut der Impfstoff zu den tatsächlich zirkulierenden Viren passt und wie stark die Immunantwort des Körpers auf den Impfstoff ausfällt.

Eine Studie von Adrian Egli und seinem Team von der Universität Basel hat nun gezeigt, dass die Stärke der Immunantwort von den Varianten eines bestimmten Gens abhängt, nämlich IL-28B. Ihr Ergebnisse publizierten die Forscher in der Fachzeitschrift „PLOS Pathogens“ (Ausgabe 11. Dezember).

Im ersten Schritt untersuchten die Wissenschaftler Blutproben von Patienten, die eine Organtransplantation erhalten hatten. Damit das fremde Organ nicht abgestoßen wird, müssen die Betroffenen Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken – deshalb sind sie besonders anfällig für Infekte. Gleichzeitig wirken auch Impfstoffe meist nicht gut, weil der Körper schlechter in der Lage ist, Antikörper gegen Krankheitserreger zu bilden.

Patienten mit seltener Genvariante sprechen besser auf Impfung an

Zunächst bestimmten Egli und sein Team, welche Variante des IL-28B-Gens – von denen jeder Mensch zwei Exemplare hat – die Probanden besaßen: Von insgesamt 196 Patienten hatten 135 zwei Kopien des häufigeren T-Allels, 54 besaßen ein T- und ein G-Allel und 7 hatten zwei Kopien des selteneren G-Allels.

Diese Genvarianten hingen deutlich mit der Reaktion auf die Impfung zusammen: Patienten, die ein oder zwei G-Allele besaßen, bildeten nach der Impfung eher Antikörper gegen Grippe. Dieser Unterschied zwischen den Gruppen war bei Patienten, die immununterdrückende Medikamente in hoher Dosierung einnahmen, besonders stark ausgeprägt. Weitere Analysen ergaben, dass die T- und B-Zellen – wichtige Bestandteile des Immunsystems – bei Trägern des G-Allels eine stärkere Immunantwort zeigten und deutlich mehr Antikörper produzierten.

Im zweiten Teil der Studie untersuchten die Forscher eine Gruppe Gesunder ohne geschwächtes Immunsystem. 28 Probanden besaßen zwei T-Allele, 21 mindestens ein G-Allel. Auch hier war in der Gruppe mit G-Allel eine deutlich stärkere Immunantwort auf die Grippeimpfung zu beobachten. Aber auch bei Probanden mit zwei T-Allelen ließ sich die Antiköperproduktion nach der Impfung erhöhen: Nämlich dann, wenn die Rezeptoren der Immunzellen unterdrückt wurden, die normalerweise von IL-28B stimuliert werden.

„Die Ergebnisse zeigen, dass IL-28B wesentlich für die Regulation der Immunreaktion nach einer Grippeimpfung verantwortlich ist“, schreiben Egli und seine Kollegen. „Eine Blockade des IL-28B-Rezeptors könnte eine neue Strategie sein, um die Immunantwort auf den Grippeimpfstoff und andere Impfstoffe zu erhöhen.“ Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, neuartige Hilfsstoffe für Impfungen zu entwickeln, die bei Menschen mit unterschiedlichen genetischen Merkmalen zu einer möglichst guten Immunantwort führen. 

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