Gallensteinen vorbeugen – und richtig behandeln

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  • Artikel: 15.06.2018

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Viele Deutsche entwickeln im Lauf ihres Lebens Gallensteine – nämlich bis zu 20 Prozent. In welchen Fällen und wie Gallensteine behandelt werden sollten, regelt eine Leitlinie zur Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen. Sie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) entwickelt und jetzt nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand aktualisiert. Sie definiert Qualitätsindikatoren für die Therapie und enthält erstmals Lernziele für die Ausbildung von Medizinstudierenden.

Einen Schwerpunkt der aktuellen Leitlinie bildet die Vorbeugung von Gallensteinen. Denn neben einer individuellen Veranlagung, Alter und Geschlecht spielen bei der Entstehung der Steine auch Ernährung und Bewegung eine Rolle. So sind übergewichtige Menschen besonders häufig von Gallensteinen betroffen. „Am weitesten verbreitet sind die sogenannten Cholesterinsteine, die sich bilden, wenn zu viel Cholesterin von der Leber in die Galle gepumpt wird“, erklärt Frank Lammert, Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Er ist Präsident der DGVS und Koordinator der aktuellen Leitlinie.

Um der Entstehung von Gallensteinen vorzubeugen, sollte man eine faserreiche und fettarme Kost zu sich nehmen, die viel Gemüse und wenig Zucker enthält. Weiterhin ist regelmäßige Bewegung mit mindestens 30 Minuten am Tag zu empfehlen. Wer schon unter starkem Übergewicht leidet, sollte jedoch nicht zu schnell an Gewicht verlieren. „Denn auch dabei wird viel Cholesterin freigesetzt, so dass das Risiko für die Bildung von Steinen ansteigt“, erläutert Lammert.

Übersteigt der Gewichtsverlust 1,5 Kilo pro Woche – was bei einer strengen Reduktionsdiät oder nach einer Magenbypass-Operation der Fall sein kann – gibt es die Möglichkeit einer medikamentösen Vorbeugung von Gallensteinen mit der Substanz Ursodeoxycholsäure. Sie kann die Bildung von Gallensteinen unterdrücken.

Bei Koliken: Gallensteine operativ entfernen

Sind erst einmal Gallensteine entstanden, verschwinden sie nicht wieder von alleine – selbst wenn man sehr gesund lebt. Allerdings verursachen viele Gallensteine keine Beschwerden – die meisten Betroffenen bemerken sie nicht einmal. So führen Gallensteine nur bei einem Viertel der Betroffenen zu Beschwerden wie Koliken oder Entzündungen. Steine, die keine Beschwerden verursachen, sollten nicht behandelt werden, so die aktuelle Leitlinie.

„Tritt in Folge der Gallensteine jedoch eine Gallenkolik auf, ist die operative Entfernung der Gallenblase angezeigt“, so Lammert. Denn eine Kolik ist ein Warnsymptom und weist auf ein erhöhtes Risiko für Komplikationen hin. Diese können lebensgefährlich sein: Sitzt ein Stein im Gallengang fest, können sich durch das gestaute Sekret die Gallenblase, Gallenwege oder die Bauchspeicheldrüse entzünden.

„Die in Deutschland durchgeführte ACDC-Studie hat gezeigt, dass der Patient bei einer akuten Gallenblasenentzündung rasch – binnen 24 Stunden nach Aufnahme ins Krankenhaus – operiert und nicht über mehrere Tage antibiotisch behandelt und erst später operiert werden sollte“, betont Lammert. Die Operation, bei der die Gallenblase entfernt wird, ist ein vergleichsweise sicherer Eingriff. Sie kann meist in der akuten Situation und auch in der Schwangerschaft minimalinvasiv, also mit einer Bauchspiegelung, durchgeführt werden. Der Verlust der Gallenblase ist für die Betroffenen meist nicht mit Problemen verbunden. Denn das Gallesekret, das in der Leber hergestellt und nur für große Mahlzeiten in der Gallenblase gespeichert wird, steht dennoch weiter zur Verfügung.

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