Forscher entwickeln neuen Behandlungsansatz für Asthma

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  • Artikel: 26.06.2015
Mit freundlicher Genehmigung des Boston Children's Hospital.

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Medikamente gegen Asthma erweitern die Atemwege oder hemmen Entzündungsprozesse in der Lunge. Doch diese Substanzen wirken zum Teil mit der Zeit nicht mehr ausreichend. Nun hat ein Forscherteam eine neue Substanz untersucht, die an den Nervenzellen der Lunge ansetzt. Sie könnte weniger Nebenwirkungen haben und gezielt dazu beitragen, allergisches Asthma zu reduzieren.

Bestimmte Nervenzellen in der Lunge, die so genannten Nozizeptoren, lösen einen Hustenreflex aus, wenn schädliche Substanzen wie Staub, chemische Reizstoffe oder allergieauslösende Substanzen in die Lunge gelangen. Asthmatiker haben mehr Nozizeptoren als Gesunde – und diese können zudem leichter aktiviert werden.

Ein Forscherteam um Sébastien Talbot vom Boston Children’s Hospital (USA) hat nun herausgefunden, dass die Nozizeptoren nicht nur durch allergische Entzündungsprozesse aktiviert werden, sondern gleichzeitig die allergische Reaktion des Immunsystems verstärken. Werden diese Nervenzellen bei akutem und chronischem Asthma gehemmt, werden sowohl die Entzündung als auch die Übererregbarkeit der Bronchien reduziert. Diese Ergebnisse publizierten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Neuron“ (Online-Ausgabe vom 25. Juni).

In ihrer Untersuchung lösten Talbot und sein Team bei Mäusen Asthma aus, indem sie sie Staubmilben oder einem anderen Allergen aussetzten. Anschließend führten sie ihnen über einen Inhalator die Substanz QX-314 zu, mit der sich die Aktivität der Nozizeptoren gezielt blockieren lässt. Dies reduzierte die Entzündungsreaktion der Atemwege deutlich und verringerte gleichzeitig die Verengung der Bronchien.

Eine Möglichkeit, Asthma dauerhaft zu lindern oder zu heilen?

„Aktuelle Behandlungsansätze gegen Asthma können dazu beitragen, die Symptome zu kontrollieren und die Entzündung der Atemwege zu verringern. Allerdings gibt es bisher keine Therapien, die Asthma heilen könnten“, sagt Bruce Levy vom Brigham and Women’s Hospital in Boston (USA), einer der Koautoren der Studie. „Eine Behandlung, die den Teufelskreis der Signalwege zwischen Nervenzellen und Immunsystem unterbrechen kann, könnte die Erkrankung dauerhaft verändern – und sie unterscheidet sich in der Wirkweise von allen bisher verfügbaren Asthma-Therapien.“

Der Wirkstoff QX-314 ist chemisch mit dem örtlichen Betäubungsmittel Lidocain verwandt. Allerdings wirkt er gezielt an Nozizeptoren, die durch Entzündungen aktiviert werden. Zudem verbleibt er über längere Zeiträume in den Zellen, ohne dabei in den Blutkreislauf zu gelangen. Die Forscher um Sébastien Talbot nehmen an, dass diese Eigenschaften die Wirkdauer der Substanz erhöhen und gleichzeitig zu geringen Nebenwirkungen führen.

Nun wollen die Wissenschaftler neue Versionen von QX-314 entwickeln, die genauso gut oder besser wirksam und gleichzeitig noch sicherer sind. Anschließend soll der Wirkstoff in klinischen Studien getestet und dabei seine Wirksamkeit gegen verschiedene allergische Reaktionen überprüft werden. 

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