Bereits 2008 hat eine Untersuchung gezeigt, dass bei Kindern ein Zusammenhang zwischen dem Kontakt mit Feinstaub und dem Risiko für Asthma besteht. So stieg dieses Risiko um 58 Prozent an, wenn die Kinder in einem Umkreis von 50 Metern von Hauptverkehrsstraßen lebten – verglichen mit Kindern, die mehr als 1000 Meter von solchen Straßen entfernt lebten. Allerdings konnte das Ergebnis in einer Meta-Analyse, in der 15 Studien ausgewertet wurden, nicht erneut nachgewiesen werden.
Dagegen ergab eine Meta-Analyse von 2017, in die 41 Studien einbezogen wurden, dass das relative Risiko, an Asthma zu erkranken, um 48 Prozent anstieg, wenn die jährliche Belastung mit Stickoxiden über 30 μg pro Kubikmeter lag. Eine weitere Meta-Analyse zeigt, dass bei Kindern, die im Bereich von 500 Metern um eine Hauptverkehrsstraße leben, das Lungenwachstum deutlich verrringert ist – verglichen mit Kindern, die 1500 Meter oder weiter von solchen Straßen entfernt leben.
Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte erforderlich
Weiterhin wurde in einer Studie von 2016 bei zehn- bis fünfzehnjährigen Kindern ein Zusammenhang zwischen dem Kontakt mit Feinstaub und der Häufigkeit einer Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) festgestellt. Schließlich steigt bei Müttern das Risiko einer Fehlgeburt deutlich an, wenn sie während der Schwangerschaft mit Feinstaub belastete Luft einatmen – entweder durch Dieselabgase oder durch offene Holzfeuer in Innenräumen.
Die umweltmedizinisch aktiven Kinder- und Jugendärzte in der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) fordern deshalb, dass die Einhaltung der EU-Jahresgrenzwerte für Feinstaub und Stickoxide mit mehr Nachdruck durchgesetzt werden muss – insbesondere durch geeignete Gesetze und verkehrslenkende Maßnahmen.
So sollten die staatlichen Aufsichtsbehörden auch in Deutschland so genannte „Real driving emissions Messungen“ (RDE-Tests) für die Neuzulassung von PKW und LKW einführen. Denn die letzten beiden Jahre hätten eindeutig gezeigt, dass die Abgasmessungen an Prüfständen massiv manipulierbar seien, so die GPA. Außerdem sollten die Kommunen ab dem kommenden Winter für den Fall von Grenzwertüberschreitungen geeignete verkehrslenkende Maßnahmen einführen – vor allem an besonders belasteten Zufahrtsstraßen in Großstädten. Das könnten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, abwechselnde Fahrverbote für PKW mit geraden und ungeraden Endziffern oder die Nutzung der blauen Plakette für Euronorm 6 Diesel sein. Es könnten auch Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Tempo 30 eingeführt werden, die vom Umweltbundesamt ebenfalls als schadstoffmindernd eingestuft werden. Welche Maßnahme eingeführt werde, müsse im Einzelfall von den zuständigen Behörden entschieden werden, so die GPA.
Quellen:
- Khreis, H. et al. (2017). Exposure to traffic-related air pollution and risk of development of childhood asthma. Environment International, Ausgabe 100, S. 1-31.
- Malley, C. et al. (2017). Preterm birth associated with maternal fine particulate matter exposure: A global, regional and national assessment. Environment International, Ausgabe 101, S.173–182.