Die Forscher um Nadia Gosselin von der University of Montréal in Quebec (Kanada) bezogen in ihre Untersuchung 30 Patienten im Alter von 17 bis 58 Jahren ein, die wegen eines mittelschweren bis schweren Schädel-Hirn-Traumas im Krankenhaus behandelt wurden. Die meisten Patienten waren bei Aufnahme ins Krankenhaus bewusstlos und wurden zunächst auf der Intensivstation behandelt. 20 Patienten waren durch einen Verkehrsunfall, sieben durch Stürze, zwei durch Sportunfälle und einer durch einen Schlag auf den Kopf verletzt worden. Im Durchschnitt verbrachten sie 45 Tage im Krankenhaus. Mit der Studie wurde dabei am 21. Tag des Krankenhausaufenthalts begonnen.
Jeder Patient wurde im Durchschnitt acht Tage lang untersucht. Der Grad der Bewusstheit und die Denkfähigkeiten wurden mit der so genannten Rancho Los Amigos-Skala erfasst, Aktivität und Schlaf wurden mithilfe eines Aktivitäts-Messgeräts am Handgelenk gemessen. Unter einem akzeptablen Schlaf-Wach-Rhythmus verstanden die Forscher, dass jemand am Tag die meiste Zeit wach und aktiv ist und in der Nacht mit wenigen Unterbrechungen schläft.
Bei Fähigkeit, auf Reize zu reagieren, auch akzeptables Schlaf-Wach-Muster
Gosselin und ihr Team beobachteten, dass sich das Bewusstsein und die Denkfähigkeiten im Lauf der Zeit parallel zur Schlafqualität verbesserten. So sind die Betroffenen unmittelbar nach der Verletzung am Tag und in der Nacht aktiv, und erst allmählich stellt sich wieder ein normales Schlaf-Wach-Muster ein. Dabei erreichten die Patienten zu einem Zeitpunkt ein akzeptables Schlaf-Wach-Muster, zu dem sie sie sich nicht mehr im so genannten minimal bewussten Zustand befanden.
Weiterhin hatten die Patienten bei einem Wert von 5 auf der Rancho Los Amigos-Skala noch ein gestörtes Schlaf-Wach-Muster. Dieser Wert zeigt an, dass die Patienten verwirrt sind und nicht angemessen auf Reize reagieren. Bei einem Wert von 6 – der zeigt, dass die Patienten richtig auf Reize reagieren, aber noch Unterstützung von außen brauchen – normalisierte sich auch das Schlaf-Wach-Muster.
Es könnte sein, dass der Erholung von einem Schädel-Hirn-Trauma und der Normalisierung des Schlaf-Wach-Rhytmus ähnliche Mechanismen im Gehirn zugrunde liegen, vermuten die Forscher. „Die Ergebnisse legen nahe, dass es nützlich sein könnte, den Schlaf-Wach-Rhythmus von Patienten nach einem Schädel-Hirn-Trauma genau zu überwachen, um ihren Genesungsprozess nach dem Trauma zu erfassen“, sagt Gosselin. „Wir haben beobachtet, dass jemand, der nach einer Hirnverletzung einen bestimmten Grad an Bewusstheit noch nicht erlangt hat, auch keinen guten Schlaf-Wach-Rhythmus hat. Aber wenn die Patienten sich erholt haben, hat sich auch ihre Schlafqualität verbessert.“
Allerdings seien weitere Studien notwendig, um die Zusammenhänge genau zu verstehen, so die Forscherin. „In zukünftigen Studien könnte außerdem untersucht werden, wie sich Beleuchtung und Lärm im Krankenhaus auf die Schlafqualität von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma auswirken.“
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