„Frühere Schätzungen bildeten zumeist nur die direkten Kosten von Diabetes ab, also die Gesundheitsausgaben für Insulin, Teststreifen oder etwa die Behandlung von Komplikationen“, erläutert Sebastian Vollmer, Professor für Entwicklungsökonomie an der Universität Göttingen und Seniorautor der Studie. In ihrer Untersuchung bezogen die Göttinger Wissenschaftler nun auch die indirekten Kosten der Erkrankung mit ein. Dazu gehören zum Beispiel Produktionsausfälle, die durch eine erhöhte Sterblichkeit oder Krankschreibungen entstehen. Die Analysen ergaben, dass Krankheit, verminderte Produktivität, Arbeitsunfähigkeit und Todesfälle durch Diabetes im Jahr 2015 in der weltweiten Wirtschaft zu Verlusten von 455 Milliarden US-Dollar geführt haben. „Wie unsere Ergebnisse zeigen, sollten die indirekten Kosten nicht ignoriert werden, da sonst das Ausmaß des Problems erheblich unterschätzt werden würde“, betont Vollmer.
Auch in Schwellen- und Entwicklungsländern hohe Gesundheitskosten
So fielen die Kosten in Industrieländern wie Deutschland oder den USA mit 1,6 Prozent bzw. 2,6 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung hoch aus. Aber auch in vielen Ländern mit niedrigem oder mittlerem Durchschnittseinkommen sind die Folgekosten von Diabetes hoch. „Häufig wird besonders Typ-2-Diabetes als eine Wohlstandskrankheit angesehen“, erklärt Christian Bommer, Doktorand im Bereich Entwicklungsökonomie und Erstautor der neuen Studie. „Dass die Häufigkeit von Diabetes etwa in Indien und China inzwischen ähnliche Ausmaße wie in Europa angenommen hat, ist vielen Menschen nicht bewusst.“
Die Zahl der Diabeteserkrankungen steigt sowohl in Deutschland als auch weltweit kontinuierlich an. So wird geschätzt, dass die weltweite Steigerungsrate pro Jahr bei drei Prozent liegt. Deshalb wird häufig auch von einer „Epidemie des 21. Jahrhunderts“ gesprochen. Durch die erhöhten Blutzuckerwerte, wiederholten Unterzucker und die langfristig erhöhten Insulinwerte kommt es häufig zu weiteren Erkrankungen. So sind die häufigsten Folgeerkrankungen bei Typ-2-Diabetes Bluthochdruck, Netzhauterkrankungen des Auges, Erkrankungen des Nervensystems (Neuropathien), Herzinfarkte, Niereninsuffizienz und Schlaganfälle. Daher kommt Maßnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung von Diabetes eine wichtige Bedeutung zu.
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