Ab wann ist Alkohol gesundheitsschädlich?

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  • Artikel: 24.04.2018

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Wer regelmäßig mehr als 100 Gramm Alkohol – mehr als zwei Liter Bier oder eine Flasche Wein – pro Woche trinkt, verkürzt seine Lebenserwartung deutlich. Zudem steigt das Risiko für Schlaganfälle, Herzversagen und tödliche Aussackungen der Schlagadern (Aneurysmen). Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam, das die Trinkgewohnheiten von 600.000 Menschen aus 19 Ländern ausgewertet hat. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift „The Lancet“.

Die Wissenschaftler um Angela M. Wood und John Danesh von der Universität Cambridge verglichen die Trinkgewohnheiten von 600.000 Teilnehmern aus 83 prospektiven Studien, die zwischen 1964 und 2014 durchgeführt wurden. Die Probanden stammten aus 19 Ländern mit hohem Einkommen auf der ganzen Welt. Bei der Auswertung wurde der Einfluss von Alter, Bildungsniveau, Beruf und Tabakkonsum berücksichtigt. An dem Projekt waren auch Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg beteiligt.

In verschiedenen Ländern ist die Obergrenze eines gesundheitlich unbedenklichen Alkohholkonsums unterschiedlich definiert: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt eine Höchstmenge von 140 Gramm pro Woche für Männer und 70 Gramm für Frauen als gesundheitlich unbedenkliche Obergrenze an. In Großbritannien wird sowohl Männern als auch Frauen geraten, nicht mehr als 140 Gramm Alkohol pro Woche zu sich zu nehmen, in den USA gelten 196 Gramm pro Woche als Obergrenze.

Obergrenze niederiger als bisher angenommen

In der neuen Studie lag die Grenze, ab der die Gesamtsterblichkeit deutlich anstieg, bei 100 Gramm Reinalkohol pro Woche. Das entspricht etwa zwei Litern Bier oder einer 0,75-Liter-Flasche Weißwein. Mit steigendem Alkohholkonsum stieg laut der Untersuchung auch das Sterblichkeitsrisiko an: Bei einem Alkohholkonsum von mehr als 200 Gramm pro Woche verkürzte sich die Lebenserwartung um ein bis zwei Jahre, bei über 350 Gramm pro Woche um bis zu fünf Jahre. Dabei fanden die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Bei einem höheren Alkoholkonsum stieg auch das Risiko für Schlaganfälle, tödlich verlaufende Aussackungen der Schlagadern (Aneurysmen), Herzversagen und zum Tode führenden Bluthochdruck deutlich an. „Derzeit variieren die Empfehlungen zum gesundheitlich risikoarmen Alkoholkonsum innerhalb der westlichen Länder erheblich“, sagt Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum, einer der Autoren der Studie. „Sinnvoll wäre es, hier weltweit eine Vereinheitlichung anzustreben. Die aktuelle Studie schafft eine gute Grundlage dafür.“

In ihrer Untersuchung beobachteten die Forscher auch das bereits bekannte Phänomen, dass bei mäßigem Alkoholkonsum weniger Herzinfarkte auftreten. Insgesamt stellen die Ergebnisse allerdings die verbreitete Annahme in Frage, dass sich mäßiges Trinken günstig auf die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt.

„Unsere Daten legen nahe, dass die Grenze für einen gesundheitlich unbedenklichen Alkoholkonsum niedriger liegt als in den meisten aktuellen Leitlinien empfohlen“, schreiben die Autoren der Studie. Rudolf Kaaks weist zudem auf ein verbreitetes Missverständnis hin: „Die Obergrenze ist kein Ziel, das man mit seinem Trinkverhalten anpeilen sollte“, betont der Wissenschaftler. „Sie darf keinesfalls als Empfehlung missverstanden werden, wöchentlich diese Alkoholmenge zu konsumieren.“

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