Gesundheitkompakt Berlin – Aus subjektiven Berichten ist es schon lange bekannt: Viele Menschen sagen, dass sie bei Vollmond deutlich schlechter schlafen als sonst. Nun hat ein Forscherteam um Christian Cajochen von der Psychiatrischen Klinik der Universität Basel erstmals untersucht, ob sich die Mondphasen tatsächlich auf den Schlaf gesunder Probanden auswirken. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Current Biology“ (Ausgabe 5. August).
Cajochen und sein Team erfassten die objektive Schlafqualität bei 33 Freiwilligen durch Untersuchungen im Schlaflabor, bei denen die elektrische Aktivität des Gehirns (EEG), die Aktivität des Herzens (EKG) und die Augenbewegungen aufgezeichnet werden. Die Stichprobe bestand aus 17 jüngeren Teilnehmern im Alter von 20 bis 31 Jahren und 16 älteren Probanden im Alter von 57 und 74 Jahren. Um störende Einflüsse auszuschließen, fanden die Untersuchungen in einem Laber ohne Tageslicht statt. Außerdem wussten die Teilnehmer nichts vom Zweck der Untersuchung.
Tatsächlich zeigten sich deutliche Einflüsse des Mondes auf den Schlaf: Um den Vollmond herum – nämlich bis zu vier Tage vor und nach dem Tag des Vollmonds – war der Tiefschlaf um 30 Prozent geringer als sonst. Außerdem schliefen die Probanden im Schnitt 20 Minuten kürzer und brauchen fünf Minuten länger, um einzuschlafen. Auch der Spiegel des Hormons Melatonin, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, war in diesem Zeitraum signifikant reduziert. Darüber hinaus berichteten die Probanden selbst während der Vollmondphase über einen deutlich schlechteren Schlaf.
„Der Mondzyklus scheint also den menschlichen Schlaf zu beeinflussen – selbst dann, wenn jemand den Mond nicht sieht und sich der aktuellen Mondphase nicht bewusst ist“, sagt Cajochen. Das deutet darauf hin, dass Menschen auch in der heutigen Zeit noch durch geophysikalische Rhythmen beeinflusst werden – ähnlich wie Tiere, bei denen etwa der Fortpflanzungs-Zyklus durch den Mond reguliert wird. Es könnte durchaus sein, dass der Mond auch andere Aspekte unseres Verhaltens beeinflusst, sagen die Forscher – zum Beispiel unsere Stimmung oder unsere geistige Leistungsfähigkeit. Ob das tatsächlich so ist, muss jedoch erst in weiteren Studien belegt werden. gk/ca