mp Tübingen - Mit einem neuartigen Netzhautimplantat sollen blinde Menschen wieder sehen können. Sogar das Erkennen von Buchstaben kann mit dem Chip möglich sein. Das berichten jetzt deutsche Experten im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society B".
Laut den Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Tübingen haben in Versuchen bisher blinde Patienten mit den Chips Lichtquellen oder helle Gegenstände wie beispielsweise Teller oder Tassen lokalisieren und erkennen können. Einer der Patienten ist in der Lage gewesen, unbekannte Objekte korrekt zu identifizieren oder die Zeigerstellung einer großen Uhr abzulesen. Darüber hinaus hat er einzelne Buchstaben erkannt und daraus Wörter gebildet.
In Zukunft könnten solche Implantate vielen Menschen das Augenlicht zumindest teilweise zurückbringen. Allerdings ist ein solcher Chip nicht einsetzbar, wenn die Netzhaut in weit fortgeschrittenen Stadien der Netzhautdegeneration stark vernarbt und nicht mehr durchblutet oder der Sehnerv massiv beschädigt ist. Weitere Untersuchungen zur Erprobung der neuen Technologie laufen derzeit europaweit. Bei dem Implantat handelt es sich um einen drei mal drei Millimeter großen Chip. Er beherbergt 1 500 winzige lichtempfindliche Dioden. Trifft Licht auf die Dioden, entsteht in ihnen jeweils ein elektrischer Impuls. Nach einer Verstärkung werden diese Impulse von Elektroden direkt an Nervenzellen der Netzhaut weitergegeben, die ihrerseits die Reize an das Gehirn leiten. So lässt sich mit Hilfe der unter der Netzhaut fest eingepflanzten Chips ein Sehreiz erzeugen. mp/sm
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