mp Bochum - Das Senken der Körpertemperatur kann die Überlebenschancen von Neugeborenen nach einem schweren Sauerstoffmangel während der Geburt verdoppeln. Zu diesem Ergebnis ist nun ein internationales Forscherteam gekommen, dem auch Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum (RUB) angehören. Ihnen zufolge tritt diese Wirkung auf, wenn die Babys in den ersten drei Tagen nach der Geburt auf eine Körperkerntemperatur von 33 bis 34 Grad Celsius gekühlt werden. Nach einer solchen Behandlung zeigen zudem doppelt so viele der betroffenen Kinder im Alter von zwei Jahren eine normale oder weitestgehend gewöhnliche Entwicklung wie Babys, die mit gängigen Mitteln intensivmedizinisch behandelt worden sind.
Bisher ist den Medizinern nicht vollständig klar, worauf der positive Effekt der Kühlbehandlung beruht. Man weiß jedoch, dass nach einer akuten Minderdurchblutung des Gehirns nur ein Teil des Gewebes sofort so schwer geschädigt wird, dass es abstirbt und nicht mehr zu retten ist. Ein wesentlicher Teil jedoch wird lediglich in seiner Funktion geschädigt, die Zellen werden demnach verletzt. Funktioniert die Durchblutung später wieder ausreichend, sterben diese Zellen nachträglich ab. Eine rechtzeitige Kühlung kann dem offenbar entgegenwirken; die verletzten Zellen erhalten die Möglichkeit, sich zu regenerieren.
Allein in Deutschland erleiden jährlich etwa 400 bis 600 Babys während der Geburt einen schweren Sauerstoffmangel. Bei einem Großteil dieser Kinder ist es bislang zu lebenslangen Hirnschädigungen mit Lähmungen und Verminderung der Intelligenz gekommen. mp/sm