mp Düsseldorf - Ballaststoffe sollten bekanntermaßen gut für die Verdauung sein und beim Abnehmen helfen. Doch das stimmt nur, wenn die Ballaststoffe pur aufgenommen werden. Das lässt sich mit der alltäglichen Ernährung nicht bewerkstelligen, wie jetzt eine Studie von Ernährungswissenschaftlern des Münchener Klinikums rechts der Isar zeigt.
Nach allgemeinen Richtlinien wird eine tägliche Ballaststoffzufuhr von mindestens 30, besser 50 Gramm empfohlen. In der Praxis bedeutet ein Verzehr von 40 Gramm Ballaststoffen den Konsum von 1,6 Kilogramm Weißkohl oder ein bis zwei Kilogramm Obst oder einem Kilogramm Cornflakes. Bei Vollkornbrot wären 535 Gramm pro Tag notwendig.
Für die Studie wurden Ernährungsprotokolle von 480 fettleibigen und normalgewichtigen Menschen ausgewertet. Die Forscher stellten laut ihres Berichtes im Fachmagazin "Aktuelle Ernährungsmedizin" fest, dass die Menschen, die sich ballaststoffreich ernähren, nicht automatisch weniger Kalorien aufnehmen. Im Gegenteil: Mit zunehmendem Ballaststoffverzehr steigt die Gesamtmenge der aufgenommenen Nahrung und Energie, trotz einer etwas geringeren Energiedichte der verzehrten Lebensmittel. Für die gesteigerte Energieaufnahme sind zum einen ballaststoffhaltige Lebensmittel wie Brot, Obst und Gemüse verantwortlich, aber auch Nahrungsmittel ohne Ballaststoffe wie Kohlenhydratbeilagen, Streichfett, Öl, Aufschnitt und Süßigkeiten.
Die Ernährungsmediziner erklären die überraschenden Ergebnisse damit, dass ballaststoffreiche Lebensmittel nicht allein verzehrt werden. Auf das Brot kommt Butter und oft fettreicher Käse oder Wurst. Gemüse wird bei Hauptmahlzeiten meist mit Kohlehydratbeilagen verzehrt und zum Salat gibt es häufig reichhaltige Dressings. Einen positiven Effekt haben Ballaststoffe dann, betonen die Forscher, wenn sie verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot zugesetzt werden, um die Energiedichte zu reduzieren. Für die Adipositas-Therapie empfehlen die Ärzte, mehr auf die Energiedichte der Lebensmittel als auf die tägliche Ballaststoffaufnahme zu achten. mp/kosi
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