Verschiedene psychische Erkrankungen – gleiche Hirnregionen

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  • Artikel: 06.02.2015

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Veränderungen der Hirnsubstanz in bestimmten Gehirnregionen stimmen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen überraschend gut überein. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass bei unterschiedlichen psychiatrischen Diagnosen ähnliche Defizite der exekutiven Funktionen – wie Planen und zielgerichtetem Handeln – bestehen.

Ein Forscherteam um Madeleine Goodkind vom Mental Illness Research, Education and Clinical Center (MIRECC) in Palo Alto (USA) wertete eine große Zahl medizinischer Studien aus. Diese hatten bei Patienten mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen und Gesunden die Struktur des Gehirns untersucht. Die Forscher analysierten insgesamt 193 Studien, die die Gehirnstruktur von 7381 Patienten und 8511 Gesunden mithilfe bildgebender Verfahren erfasst hatten. Die psychischen Erkrankungen umfassten Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankungen, Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen, Zwangsstörungen und Angststörungen.

Bei den psychiatrischen Patienten waren – über alle Erkrankungsbilder hinweg – Veränderungen der grauen Substanz in drei Hirnregionen zu beobachten: in der rechten und linken Insula sowie im dorsalen Anterioren Cingulum (dACC). Die graue Substanz des Gehirns enthält vor allem die Zellkörper der Nervenzellen (Neuronen) und spielt bei verschiedenen geistigen Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprechen, Sehen, Hören und Bewegungssteuerung eine Rolle. Die rechte und linke Insula und das dACC werden mit den so genannten exekutiven Funktionen in Verbindung gebracht. Dazu gehören Zielsetzung, Planen und zielgerichtetes Handeln, die Steuerung der Aufmerksamkeit und die Kontrolle von Gefühlen.

Veränderungen legen ähnliche Defizite bei verschiedenen psychischen Störungen nahe

Die Ergebnisse deuten deshalb darauf hin, dass bei verschiedenen psychischen Krankheitsbildern strukturelle Defizite in einem ähnlichen Netzwerk von Hirnregionen bestehen. Diese legt nahe, dass bei unterschiedlichen psychiatrischen Diagnosen ähnliche Störungen im Bereich der exekutiven Funktionen bestehen.

Die Auswertung der Daten der gesunden Teilnehmer zeigte zudem, dass die drei Hirnregionen sowohl während verschiedener Aufgaben als auch in Ruhe ein miteinander verbundenes Netzwerk bilden. Je geringer die graue Substanz in diesem Netzwerk ausgeprägt war, desto geringer war die Leistung der Gesunden bei Aufgaben zu exekutiven Funktionen.

„Diese Ergebnisse bedeuten nicht, dass strukturelle und physiologische Unterschiede zwischen den verschiedenen Diagnosen vernachlässigbar sind“, schreiben die Autoren. Aber die Tatsache, dass es trotz unterschiedlicher Ursachen der Erkrankungen gemeinsame strukturelle Veränderungen gibt, könnte eine umfassend wirksame Behandlung möglich machen: So könnten Therapien, die auf die vordere Insula und den dACC abzielen, bei unterschiedlichen psychiatrischen Erkrankungen zu Verbesserungen führen.

Quelle:

Themen psychische Erkrankungen, Hirnregionen, graue Substanz, exekutive Funktionen

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