Neue Methode sagt Erfolg von Operationen bei Epilepsien vorher

Mehr zu den Themen Epilepsie, Schläfenlappen, Operation, Gehirnregionen, Nervenfasern
  • Autor: 
  • Artikel: 02.12.2016

Anzeigen

Weltweit leiden mehr als 50 Millionen Menschen an Epilepsien. Bei etwa 30 Prozent der Betroffenen bleiben Medikamente wirkungslos. Das ist vor allem der Fall, wenn die Epilepsie ihren Ursprung im Schläfenlappen (Temporallappen) hat. In diesem Fall kommt eine chirurgische Entfernung des Anfallsherdes in Betracht. Allerdings lässt sich bisher nicht genau vorhersagen, ob eine Operation tatsächlich zur Besserung der Anfälle führt.

Nun hat ein internationales Forscherteam um Simon Keller von der Universität Liverpool mit einem bildgebenden Verfahren zwei Gehirnregionen identifiziert, mit denen sich die Erfolgsaussichten einer Operation genauer als bisher vorhersagen lassen. Ihre Ergebnisse publizierten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Brain“. An dem Projekt waren auch Forscher der Universitätsklinik für Epileptologie in Bonn, der Medizinischen Hochschule South Carolina (USA) und des King´s College in London beteiligt.

Bei einer Temporallappen-Epilepsie muss vor einer Operation der Anfallsherd möglichst genau bestimmt werden. „Eine chirurgische Entfernung des Anfallsherdes kann bei diesem Epilepsietyp zu einer nachhaltigen Besserung der Symptome oder gar zur Heilung führen“, berichtet Bernd Weber von der Universitätsklinik für Epileptologie in Bonn, einer der Autoren der Studie. Allerdings ist die Operation nicht bei allen Patienten erfolgreich – bei manchen kommt es auch danach weiter zu epileptischen Anfällen. Die Gründe dafür sind bisher nicht genau bekannt. „Ein großer Fortschritt wäre daher eine Methode, um bereits vor der aufwändigen Operation besser einschätzen zu können, ob der Eingriff eine gute Aussicht auf Erfolg hat“, sagt Weber.

In der neuen Studie untersuchten die Forscher insgesamt 43 Patienten mit Schläfenlappenepilepsie vor und nach der Operation und verglichen die Daten mit 44 gesunden Kontrollpersonen. Dabei interessierten die Wissenschaftler vor allem die Nervenfaserverbindungen im Schläfenlappen. Mithilfe der so genannten Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) erfassten sie die elektrischen Signale zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Bei der DTI wird mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) die Bewegung von Wassermolekülen in den Nervenfasern des Gehirns gemessen.

Trefferwahrscheinlichkeit bei mehr als 80 Prozent

Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass offenbar Veränderungen in zwei Fasertrakten des Schläfenlappens dafür verantwortlich sind, ob es nach der Operation zu weiteren epileptischen Anfällen kommt. Dies war zum einen der sogenannte „Fornix“, zum anderen die Nervenfasern in der so genannten „parahippocampalen Region“ der anderen Hirnhälfte.

Mit Hilfe der neuen Methode konnten die Wissenschaftler in mehr als 80 Prozent der Fälle vor der Operation einschätzen, ob der Eingriff eine Besserung bringt oder nicht. „Dies ist signifikant höher als bisherige Vorhersagemöglichkeiten“, betonen die Wissenschaftler. Die neue Studie sei die erste, die die Gewebeeigenschaften der Nervenfasern im Schläfenlappen detailliert analysiere und so den Erfolg eines chirurgischen Erfolges vorhersage, sagt Keller.

„Auch wenn die Untersuchung erste vielversprechende Resultate zeigt, ist der Einsatz in der klinischen Routine noch weiter entfernt“, betont Bernd Weber. Die Ergebnisse zeigten jedoch, welche Möglichkeiten bildgebende Verfahren bei der Abschätzung der Erfolgsaussichten einer Operation bei Temporallappen-Epilepsien bieten könnten.

Quelle:

Themen Epilepsie, Schläfenlappen, Operation, Gehirnregionen, Nervenfasern

Gesundheitsfragen zum Thema

Stellen Sie hier Ihre individuelle Gesundheitsfrage